2014 hatte man mich in Vorbereitung meiner Observertätigkeit mehrfach und energisch eingeladen, mir die Diplomausstellung anzusehen, damals noch im alten Gebäude. Ich wusste noch gar nichts über die ZHdK und ging widerwillig hinein in der Erwartung, glorifizierte Bastelarbeiten vorzufinden. Gebildet und geläutert kam ich wieder heraus. Ich hatte für die ganze Ausstellung eine Stunde gebraucht, mehr Zeit war auch gar nicht, ich musste zum Zug.
2015 laufe ich seit fünf Tagen in der Ausstellung herum, und es gibt immer noch ganze Departemente, die ich noch nicht gesehen habe. (Das hat auch damit zu tun, dass die gelben Klebestreifen, wie ich erst am Donnerstag herausfand, gar nicht zu allen Teilen der Ausstellung führen.) Ich habe grössten Respekt vor allen Besuchern, denen es gelingt, an einem Tag auch nur einen flüchtigen Blick auf alles zu werfen. Man versichert mir, dass die Ausstellung nicht gewachsen ist*, aber wie ein kleiner Fisch, den man in ein grosses Aquarium setzt, hat sie sich trotzdem ausgedehnt. Vielleicht ist es auch wie in „House of Leaves„, und dem Toni-Areal spriessen heimlich neue Räume mit ungesehenen Exponaten darin, so dass man in Wirklichkeit nie fertig wird mit dem Besichtigen der Diplomausstellung.
Ich muss weiter, es gibt noch so viel anzuschauen, und ich habe nur noch zwei Tage Zeit.
* Update: Katharina Tietze macht mich darauf aufmerksam, dass die ZHdK letztes Jahr ja auch noch über 38 Gebäude verteilt war und ich nur die Ausstellung in einem davon besichtigt habe. Das könnte es, ähem, erklären.