Liste Kulturgüterinventar Aargau, Teil 1
Liste Kulturgüterinventar Aargau, Teil 2
Liste Kulturgüterinventar Aargau, Teil 3
Psychiatrische Dienste Aargau (PDAG), Klinik Königsfelden
Die Sammlung Königsfelden
Im Jahre 1872 eröffnete der Kanton Aargau im ehemaligen Spital auf dem Klostergelände Köngisfelden eine psychiatrische Heil- und Pflegeanstalt. Die Klinik bot ursprünglich für 250 Patientinnen und Patienten Unterkunft. Da die Patientenzahl ständig zunahm, wurde 1895 beidseitig des Hauptgebäudes je eine Zellenabteilung angebaut. In den Jahren des 1. Weltkrieges waren zeitweilig bis zu 1’000 Personen untergebracht. Bauliche Erweiterungen folgten noch bis 1975. Heute bietet die Klinik Platz für 436 Patientinnen und Patienten. Arthur Kielholz (1879–1962), Direktor der Klinik 1920–1944 begann Werke von Patientinnen und Patienten zu sammeln. Als Psychoanalytiker und Psychohygieniker war er am therapeutischen Nutzen des Gestaltens und ebenso an der Untersuchung von möglichen Zusammenhängen zwischen Kunst und Krankheit respektive – bedingt durch die Nähe zur Strafanstalt Lenzburg – zwischen Kunst und Verbrechen interessiert. 1923 publizierte er eine Studie zum „Erfinderwahn“, 1939 richtete er in der Klinik ein kleines Museum ein. Kielholz’ Nachfolger, Peter Mohr (Direktor 1944–1970), interessierte sich ebenfalls für das gestalterische Schaffen seiner Patientinnen und Patienten. Mitte der 1970er Jahre nahm sich der ehemalige Pflegedienstleiter Ewald Locher (gest. 2005) der Sammlung an und begann mit Erlaubnis von Fritz Gnirss (*1928), Direktor der Klinik von 1970-1990, den Fundus zu ordnen und Einsicht in die Krankenakten zu nehmen. 1997 realisierte Locher anlässlich der Jubiläumsfeierlichkeiten „125 Jahre Psychiatrische Klinik Königsfelden“ die Ausstellung „Seelenspiegel“. Diese war auch in Bern, im Museum Lagerhaus St. Gallen und in Olten zu sehen und es erschien ein Katalog. In den 1990er Jahren ergriff der Psychiater und Künstler Roman Buxbaum (*1954) eine weitere Initiative: Er förderte betagte Patientinnen und Patienten in ihrer gestalterischen Arbeit und zeigte ihre Werke an Kongressen und in Galerien. 2008 richtete der ehemalige Pflegedienstleiter Otto Buchs ein kleines Psychiatrie-Museum ein.
Aus der Sammlung Königsfelden wurden im Forschungsprojekt des SNF/DORE „Bewahren besonderer Kulturgüter“ 2008 ca. 500 Werke inventarisiert. Unterdessen enthält der Katalog weit über 2’000 Werke. Die Sammlung ist damit die umfangreichste Sammlung neben jener in der „Waldau“ in der Schweiz. Sie enthält als einzige zahlreiche grosse Holzkonstruktionen (Schiffe, Flugschiffe), viele grosse Werkgruppen, winzige Knochenschnitzereien und viele Arbeiten aus Stanniol.
2008 bis 2015 war Jacqueline Fahrni Kuratorin der Sammlung. Sie stellte 2012 bis 2014 eine Auswahl der Werke in der Klinik aus. Die Sammlung befindet sich in der Klinik.
Ausstellungen
2018–2019 „Extraordinaire! Unbekannte Werke aus psychiatrischen Einrichtungen in der Schweiz um 1900“, Sammlung Prinzhorn, Heidelberg, Kunstmuseum Thun, LENTOS Kunstmuseum Linz (Katalog d/e)
2011-2014 „Fremdgehen“, Ausstellung in der Psychiatrischen Klinik Königsfelden.
1997 Ewald Locher (Hg.), Seelenspiegel, Brugg, 2000. (Katalog)
Literatur
Badener Tagblatt: Malereien aus der untersten Ecke der Seele. Ewald Locher als Sammler und Förderer der „Art Brut“. 17. Juli 1991.
Bressler, Hans G.: Königsfelden 1872-1972. Zentenarschrift einer Psychiatrischen Klinik.
Buxbaum. Roman, Zwischen Innen und Aussen. Bilder aus der Psychiatrischen Klinik Königsfelden. Zürich, 1987.
Fahrni, Jaqueline, Propellerknopf und Seegrashut. Materialien und Materialbeschaffung in psychiatrischen Kliniken um 1900, in: Luchsinger, Katrin (Hg.), Pläne. Werke aus psychiatrischen Kliniken in der Schweiz 1850 bis 1920, Zürich, Chronos 2008, S. 85-93.
Hirsch, Helen, Luchsinger, Katrin, Röske, Thomas (Hg.), Extraordinaire! Unbekannte Werke aus psychiatrischen Einrichtungen in der Schweiz um 1900, de / e, Zürich, Scheidegger & Spiess, 2018
Kielholz, Arthur, Jakob Boehme. Ein pathographischer Beitrag zur Psychologie der Mystik, Leipzig 1919.
ders., Die Aargauische Heil- und Pfleganstalt Königsfelden. (Festschrift herausgegeben zum 60- jährigen Jubiläum der neuen Anstalt), Verlag Eckhardt &Pesch, Zürich 1933.
ders., Das Apotropaion von Baden, in: Monatsschrift für Psychiatrie und Neurologie, Vol. 107, Nr. 1 /2, Jan./ Feb. 1943, S. 61-84.
ders., Archäologie und Psychopathologie, Brugg 1945.
ders., Verhütung von Verbrechen bei Psychosen. Sonderdruck aus: Die Prophylaxe des Verbrechens, Bd VIII/IX der Buchreihe Psychohygiene – Wissenschaft und Praxis Heinrich Meng (Hg.), Basel 1948a. S. 354-370.
ders., Verhütung von Verbrechen bei Perversionen. Sonderdruck aus: Die Prophylaxe des Verbrechens, Bd VIII/IX der Buchreihe Psychohygiene – Wissenschaft und Praxis, Heinrich Meng (Hg.), Basel 1948b, S. 401-454 und Abb. S, 531-538.
ders., Zur Genese und Dynamik des Erfinderwahns, in: Internationale Zeitschrift für Psychoanalyse, IX. Jahrgang Heft 1, 1923, S. 473-483.
Locher, Ewald, U. (Hrsg.): Seelenspiegel. Brugg 2000.
Luchsinger, Katrin (Hg.): Pläne. Werke aus psychiatrischen Kliniken in der Schweiz 1850-1920. Zürich, 2008.
Inventory Aargau, Part I
Inventory Aargau, Part II
Inventory Aargau, Part III
Psychiatrische Dienste Aargau (PDAG), Klinik Königsfelden
Die Sammlung Königsfelden
In 1872, Canton Aargau opened a psychiatric institution for 250 patients in the former hospital at Königsfelden Monastery. Since the number of patients housed here constantly increased, new wards were added on both sides in 1895. During the First World War, there were sometimes up to 1,000 patients housed here. Arthur Kielholz (1879–1962), director from 1920–1944, began collecting works created by the patients. As a psychoanalyst, he was interested in their therapeutic use and suspected links between art and illness, and, inspired by the proximity to Lenzburg prison, between art and crime. In 1923, he published a study on “inventive madness” (“Erfinderwahn”) and in 1939 he established a small museum. His successor, Peter Mohr (director, 1944–1970), was also interested in the artistic work of his inmates. In the mid-1970s, the nursing director Ewald Locher died in 2005) began to organize the store of artwork with the permission of Fritz Gnirss (b. 1928), director of the clinic from 1970 to 1990. In 1997, he organized the Seelenspiegel (Mirror of the Soul) exhibition, which was presented in Bern, at the Museum Lagerhaus St. Gallen, and in Olten (with catalogue). In the 1990s, the psychiatrist and artist Roman Buxbaum (b. 1954) encouraged aged patients to engage in artistic creation. This collection, with over 2,000 works, is the most extensive collection in Switzerland besides that of Walter Morgenthaler in Waldau in Bern. It includes pictures, drawings, large wooden models (ships, airships), tiny bone carvings, and works created using tinfoil.
From 2008 to 2015 Jacqueline Fahrni curated the collection. She exhibited a selection of works from 2012-2014. The collection is stored in the clinic.
Exhibitions
2018–2019 „Extraordinaire! Unbekannte Werke aus psychiatrischen Einrichtungen in der Schweiz um 1900 / Extraordinairy! Unknown Works from Psychiatric Institutions in Switzerland around 1900“, Sammlung Prinzhorn, Heidelberg, Kunstmuseum Thun, LENTOS Kunstmuseum Linz (catalogue d/e)
2011-2014 „Fremdgehen“, Jacqueline Fahrni (curator), exhibition in the Psychiatrische Klinik Königsfelden
1997 Ewald Locher (ed.), Seelenspiegel, Brugg, 2000 (catalogue)
References
www.pdag.ch
Badener Tagblatt, Malereien aus der untersten Ecke der Seele. Ewald Locher als Sammler und Förderer der „Art Brut“. 17. Juli 1991
Bressler, Hans G., Königsfelden 1872-1972. Zentenarschrift einer Psychiatrischen Klinik
Buxbaum, Roman, Zwischen Innen und Aussen. Bilder aus der Psychiatrischen Klinik Königsfelden. Zürich, 1987
Fahrni, Jaqueline, Propellerknopf und Seegrashut. Materialien und Materialbeschaffung in psychiatrischen Kliniken um 1900, in: Luchsinger, Katrin (Hg.), Pläne. Werke aus psychiatrischen Kliniken in der Schweiz 1850 bis 1920, Zürich, Chronos 2008, S. 85-93.
Hirsch, Helen, Luchsinger, Katrin, Röske, Thomas (Hg.), Extraordinaire! Unbekannte Werke aus psychiatrischen Einrichtungen in der Schweiz um 1900, de / e, Zürich, Scheidegger & Spiess, 2018
Kielholz, Arthur, Jakob Boehme. Ein pathographischer Beitrag zur Psychologie der Mystik, Leipzig 1919
ders., Die Aargauische Heil- und Pfleganstalt Königsfelden. (Festschrift herausgegeben zum 60- jährigen Jubiläum der neuen Anstalt), Verlag Eckhardt &Pesch, Zürich 1933
ders., Das Apotropaion von Baden, in: Monatsschrift für Psychiatrie und Neurologie, Vol. 107, Nr. 1 /2, Jan./ Feb. 1943, S. 61-84
ders., Archäologie und Psychopathologie, Brugg 1945
ders., Verhütung von Verbrechen bei Psychosen. Sonderdruck aus: Die Prophylaxe des Verbrechens, Bd VIII/IX der Buchreihe Psychohygiene – Wissenschaft und Praxis Heinrich Meng (Hg.), Basel 1948a. S. 354-370
ders., Verhütung von Verbrechen bei Perversionen. Sonderdruck aus: Die Prophylaxe des Verbrechens, Bd VIII/IX der Buchreihe Psychohygiene – Wissenschaft und Praxis, Heinrich Meng (Hg.), Basel 1948b, S. 401-454 und Abb. S, 531-538
ders., Zur Genese und Dynamik des Erfinderwahns, in: Internationale Zeitschrift für Psychoanalyse, IX. Jahrgang Heft 1, 1923, S. 473-483
Locher, Ewald, U. (ed.), Seelenspiegel. Brugg 2000
Luchsinger, Katrin, Hirsch, Helen, Röske Thomas (Hrsg.), Extraordinaire! Unbekannte Werke aus psychiatrischen Einrichtungen in der Schweiz um 1900 / Extraordinairy! Unknown works from Swiss Psychiatric Institutions around 1900, Zürich 2018
Luchsinger, Katrin, Die Vergessenskurve, Werke aus psychiatrischen Kliniken in der Schweiz um 1900. Eine kulturanalytische Studie, Zürich 2016
Luchsinger, Katrin (ed.), Pläne. Werke aus psychiatrischen Kliniken in der Schweiz 1850-1920. Zürich, 2008
Services psychiatriques de l’Argovie (PDAG), clinique de Königsfelden
La collection de Königsfelden
En 1872, le canton d’Argovie inaugura une institution de soins psychiatriques dans l’enceinte de l’ancien hôpital du couvent de Königsfelden. A l’origine, la clinique offrait des places pour 250 patientes et patients. Comme leur nombre augmentait sans cesse, on ajouta en 1895 deux ailes au bâtiment central. Pendant la 1ère Guerre Mondiale près de 1000 personnes furent accueillies à certaines périodes. Des agrandissements furent même effectuées jusqu’en 1975. La clinique peut héberger aujourd’hui 436 patientes et patients. Arthur Kielholz (1879-1962), directeur de la clinique de 1920 à 1944 commença à collectionner des oeuvres de patientes et patients. En tant que psychanalyste et psychohygiénicien (practiquant l’hygiène mentale) il s’intéressait autant à la valeur thérapeutique des activités créatives qu’aux rapports éventuels entre l’art et la maladie, voire entre l’art et le crime – et cela dû au voisinage avec l’établissement pénitentiaire de Lenzburg. En 1923 il publia une étude au sujet du « Erfinderwahn » (la folie d’être inventeur). En 1939 il dota la clinique d’un petit musée. Le successeur de Kielholz, Peter Mohr (directeur de 1944 à 1970), se préoccupa également des activités créatives de ses patientes et patients. Au milieu des années 70 c’était Ewald Locher, l’ancien chef des soins aux patients (mort en 2005) qui s’occupa de la collection. Avec la permission de Fritz Gnirss (*1928), directeur de la clinique de 1970 à 1990, Locher commença à organiser les documents et à analyser les dossiers des patients. C’est en 1997 lors de la commémoration des 125 ans de la clinique psychatrique de Königsfelden, que Locher conçut l’exposition « Seelenspiegel » (miroir de l’âme). Elle était présentée également à Berne, à St. Gall dans le musée « Lagerhaus » et à Olten. Un catalogue fut publié. Dans les années 90, le psychiatre et artiste Roman Buxbaum (*1954) encouragea la création artistique des patientes et patients âgés et exposa leurs oeuvres lors de congrès et dans des galeries. En 2008, l’ancien chef des soins aux patients fonda un petit musée de psychiatrie. Avec bien plus de 2000 objets, c’est la collection la plus vaste, ensemble avec celle de la « Waldau ». C’est la seule qui présente de grandes constructions en bois (bâteaux, vaisseaux volants), beaucoup de grands groupes d’oeuvres, des sculptures minuscules en os ainsi que nombre de travaux en papier d’aluminium.
Expositions
2012-2014 Fremdgehen, Ausstellung in der Psychiatrischen Klinik Königsfelden.
1997 Ewald Locher (Hg.), Seelenspiegel, Brugg, 2000.
References
www.pdag.ch
Hans G. Bressler: Königsfelden 1872-1972. Zentenarschrift einer Psychiatrischen Klinik.
Badener Tagblatt: Malereien aus der untersten Ecke der Seele. Ewald Locher als Sammler und Förderer der « Art Brut ». 17. Juli 1991.
Buxbaum. Roman, Zwischen Innen und Aussen. Bilder aus der Psychiatrischen Klinik Königsfelden. Zürich, 1987.
Luchsinger, Katrin (Hg.): Pläne. Werke aus psychiatrischen Kliniken in der Schweiz 1850-1920. Zürich, 2008.
Kielholz, Arthur, Jakob Boehme. Ein pathographischer Beitrag zur Psychologie der Mystik, Leipzig 1919.
ders., Zur Genese und Dynamik des Erfinderwahns, in: Internationale Zeitschrift für Psychoanalyse, IX. Jahrgang Heft 1, 1923, S. 473-483.
ders., Die Aargauische Heil- und Pfleganstalt Königsfelden. (Festschrift herausgegeben zum 60- jährigen Jubiläum der neuen Anstalt), Verlag Eckhardt &Pesch, Zürich 1933.
ders., Das Apotropaion von Baden, in: Monatsschrift für Psychiatrie und Neurologie, Vol. 107, Nr. 1 /2, Jan./ Feb. 1943, S. 61-84.
ders., Archäologie und Psychopathologie, Brugg 1945.
ders., Verhütung von Verbrechen bei Psychosen. Sonderdruck aus: Die Prophylaxe des Verbrechens, Bd VIII/IX der Buchreihe Psychohygiene – Wissenschaft und Praxis Heinrich Meng (Hg.), Basel 1948a. S. 354-370.
ders., Verhütung von Verbrechen bei Perversionen. Sonderdruck aus: Die Prophylaxe des Verbrechens, Bd VIII/IX der Buchreihe Psychohygiene – Wissenschaft und Praxis, Heinrich Meng (Hg.), Basel 1948b, S. 401-454 und Abb. S, 531-538.
Locher, Ewald, U. (Hrsg.): Seelenspiegel. Brugg 2000.
