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Medien- und Informationszentrum der Zürcher Hochschule der Künste
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Krypto… geht mich etwas an!

« … was geht mich das an?» lautete die Frage im Untertitel der Ankündigung zum «Destination Digital»-Vortrag. Beschäftigen Kryptoassets im Kunst- und Kultursektor engagierte Menschen? Ob es nun Klärungsbedarf im Begriffswirrwarr oder ganz konkrete Fagestellungen waren, die Resonanz war gross. Tim Stingelin und Fabio Cavelti von Coinstrategy klärten auf.

Vom Tauschhandel zum Bitcoin

Zum Einstieg gaben Tim und Fabio einen kurzen Überblick über die Geschichte des Geldwesens, von dezentralen Tauschsystemen bis hin zu dem zentralisierten Geldsystem, das wir aus unserem Alltag kennen, und das auf staatlich regulierten Zentralbanken basiert. Das zentralisierte Geldwesen mag zwar die Probleme der vorgängigen Systeme gelöst haben, birgt jedoch durchaus seine eigenen: etwa die Tatsache, dass der Geldwert im Laufe der Zeit durch Inflation abnimmt, und durch staatlichen Eingriff – das Monopol zum Gelddrucken – gesteuert wird.

Quelle: coinstrategy.ch – alle Rechte vorbehalten

Alternative zum zentralisierten Geldsystem

Ist Bitcoin also die Antwort auf die Probleme des etablierten Geldsystems? Eine Alternative zum zentralisierten System ist Bitcoin, so Tim und Fabio, weniger im Sinne eines Ersatzes, aber doch als parallel funktionierendes System. Die beiden Referenten erklären zunächst, dass Bitcoin zwar die wohl bekannteste, aber keinesfalls die einzige Kryptowährung ist und gehen kurz auf dessen Entstehung ein: Die Entwicklung von Bitcoin geht auf Satoshi Nakamoto zurück, wobei bis heute nicht sicher ist, wer sich hinter diesem Pseudonym verbirgt. Gerade dies, so die Referenten, ist die grosse Stärke von Bitcoin. Das System ist so dezentral, dass nicht einmal der oder die Erfinder bekannt sind. Diese Dezentralität ist es auch, die das System vor Hackerangriffen schützt. Zudem ist die Menge an Bitcoins, anders als bei traditionellen Währungen, endgültig festgelegt: auf 21 Mio. Stück, wobei rund 3 Mio. als «unauffindbar» gelten. Der Wert der Bitcoins ist also allein durch Angebot und Nachfrage geregelt und keinen regulativen Eingriffen von aussen unterworfen. Gleichwohl Bitcoin also einige Probleme des etablierten Geldsystems zu lösen vermag – auch für jenes Fünftel der Weltbevölkerung, das keinen Zugang zum Bankwesen hat – gibt es kritische Stimmen, etwa, was die Volabilität und vor allem auch die ökologische Nachhaltigkeit des Verfahrens angeht.

Bitcoins und Blockchain

Weiter ins Detail geht’s mit einer kurzen Erklärung der Blockchain, also der Technologie, auf der Bitcoin basiert. Tim und Fabio stellen diese als ein Verfahren zur Speicherung und zum Austausch von Daten dar, dessen wichtigste Aspekte in dem Akronym UND festgehalten sind: Unveränderbarkeit – Neutralität – Dezentralität. Am Beispiel eines fiktiven «ZHdK-Coins» erläutern die beiden Referenten den Verlauf einer Blockchain und verweisen dabei auch immer auf die Konsequenzen der Technik für Anwendungen wie Bitcoin. Wie dieses Verfahren die Privatsphäre der Benutzer:innen bewahrt, aber eben auch, welcher Energieaufwand dafür – noch – benötigt wird. Und obwohl Kryptowährungen zwar marktpsychologisch im Wert manipulierbar sind, gilt die zu Grunde gelegene Technologie der Blockchain bislang als praktisch nicht manipulierbar. So findet sie nicht nur für Währungen Anwendung, sondern auch in diversen anderen Smart Contracts.

Non-Fungible Tokens (NFTs)

Im Kunstsektor sind sie gerade in aller Munde – aber was sind eigentlich Non-Fungible Tokens? Diese Frage beschäftigt viele der Teilnehmenden am Webinar besonders. Tim und Fabio erklären, was es mit den Begrifflichkeiten auf sich hat: «Fungible» bedeutet austauschbar in dem Sinne, dass jeder Bitcoin oder jeder Schweizer Franken genauso viel Wert hat wie jeder andere. Im Gegensatz dazu ist jeder NFT ein Unikat. Im Kunstmarkt nutzt man NTFs also, um etwa den oder die Urheber:in eines Werkes zu dokumentieren. Dabei ist der Kunstmarkt, so Tim und Fabio, ein Anwendungsbereich: NFT kommen auch bei Urkunden oder Luxusgütern wie Uhren oder Weinen zum Einsatz. Das Prinzip ist jedoch dasselbe: mittels NFTs kann man die Provinienz eines Mediums und alle Transkationen bzw. die gesamte Lieferkette eindeutig nachvollziehen. Wie sich der Handel mit NFTs in der Praxis gestaltet, zeigen Tim und Fabio anhand der Plattform opensea.io. Beispiele von unglaublichen Hypes evozieren auch kritische Fragen.

Quelle: opensea.io (Screenshot, 10.12.2021)

Ausflug ins Metaverse

Der Vortrag schliesst mit einem kurzen Ausblick ins Metaverse. Besuchen wir Galerien und Auktionen künftig in der virtuellen Welt? Weniger kontrovers muten die Anwendungen, die etwa im Medizinal- oder Bildungsbereich denkbar wären, an. Aber auch die damit verbundenen Probleme, insbesondere für unsere physische und psychische Gesundheit, verschweigen sie nicht.

In der Fragerunde zeigt sich nochmals die Bandbreite und Potenziale der Krypto-Welt. Würde man sie auch mit Entwicklungshilfe, fair gehandelten Waren oder sicheren Wahlen in Verbindung bringen? Etliche werden nach der Veranstaltung wohl eine andere Antwort auf die Eingangsfrage geben.

Die Aufzeichnung des Vortrages ist für ZHdK-Angehörige im Medienarchiv abgelegt.