Gebrauchsspuren im Toni-Areal

Neues vom Beamerknopfkästli

Hausaltar zur Meditation über das reibungslose Funktionieren
Vorne Platz für Kerzen (Brandschutzbestimmungen beachten)

Auf den Beitrag „Gewaltfreie Kommunikation mit dem Beamerknopfkästli“ hin meldete sich Rainer Stiehl, „Vice President of Marketing Europe“ der Beamerknopfkästli-Herstellerfirma Extron. Er war unglücklich über den Eindruck, Extron sei schuld an den Problemen mit der Seminartechnik im Toni-Areal. Die Steuerungen seien nur noch nicht oder nicht richtig konfiguriert. Überhaupt sei es eine schwierige Aufgabe, die komplexe Vielfalt der möglichen angeschlossenen Geräte auch für technikdesinteressierte Vortragende handhabbar zu machen. „Jaja“, dachte ich mir, „wenn ich so ein schlecht funktionierendes Knopfdings erfunden hätte, würde ich es auch auf die Komplexität der Aufgabe schieben“, und antwortete ihm sinngemäss, das sei keine gute Ausrede, aber vielleicht hätten ja die Studierenden im Interaction Design oder im Industriedesign Interesse daran, gemeinsam mit der Firma Extron über ein benutzerfreundlicheres Frontend nachzudenken.

Durch verschiedene Twitterzufälle und Begegnungen auf dem Flur kam es dann schliesslich dazu, dass heute Patrick Haarmann, der Extron-Zuständige für die Schweiz, vor einem leider sehr kleinen Publikum, nämlich Magnus Rembold (Dozent in der Vertiefung Interaction Design) und mir, den derzeitigen Zustand des Systems in Augenschein nahm und erklärte, wie es eigentlich funktionieren würde, wenn es korrekt konfiguriert wäre.

Der Beamer würde dann nämlich nicht jedesmal ausgehen, wenn man den „Audio Anlage On“-Knopf drückt. Womöglich müsste man den Knopf noch nicht mal drücken, sondern bei angeschlossenem Audiokabel wäre der Ton automatisch da. Vielleicht würde der Beamer auch nicht jedesmal neu starten, wenn man das Kabel bei mehreren Präsentationen aus einem Rechner in einen anderen steckt. Sogar die schwer deutbaren Knopfleuchtzustände sind offenbar ziemlich frei konfigurierbar.

Aber das alles muss von Fachleuten programmiert werden. Man kann nicht einfach das System resetten (dann tut es gar nichts mehr), und man dürfte es auch nicht eigenhändig programmieren, selbst wenn man wüsste, wie das geht. Solche Fachleute gibt es momentan nicht, weil die ursprünglich dafür zuständige Firma Anfang November wegen „ungenügender Ausführung von Ausstattungsarbeiten“ aus dem Projekt entlassen worden ist. Bis eine neue Firma die Mängel behebt, braucht man „etwas Geduld und Verständnis“, so die Hochschulverwaltung in einer Mail.

Ich weiss auch nicht, was man daraus jetzt lernen kann. Dass Hardwarehersteller gut daran täten, die Programmierung und Konfiguration ihrer Geräte selbst zu übernehmen oder ihre Dienstleister unbarmherzig zu zertifizieren? Dass Hochschulen auf offene Systeme setzen sollten, damit man auftretende Probleme auf dem kurzen Dienstweg selbst beheben kann? Die Programmierung so eines Geräts ist ja keine Raketenwissenschaft, und es gibt im Haus genügend Technikkompetenz. Andererseits hätte man dann statt 90 Räumen mit weitgehend identischer Seminartechnik schnell 90 Räume mit 180 Konfigurationen, statt eines einzigen grossen Problems lauter unterschiedliche und nicht sehr viel kleinere Probleme. Man kann der verfahrenen Situation wohl entnehmen, dass in einem Grossprojekt auch überschaubare Vorgänge aus dem Ruder laufen können, ohne dass es einen erkennbaren Grund, eindeutige Schuldige oder einen schnellen Lösungsweg gibt. Und dass auch die einfachste Nachjustierung zum Problem wird, wenn sie nicht nur einmal durchgeführt werden muss, sondern flächendeckend in einem Gebäude von Toni-Areal-Ausmassen.

Umso erstaunlicher ist es, dass hin und wieder etwas funktioniert, in der Schweiz sogar ziemlich oft. Betrachten wir das Beamerknopfkästli bis auf Weiteres als einen Ort des Gedenkens. Möge es uns täglich daran erinnern, dass reibungsloses Funktionieren ein grosses Wunder ist.

 

« »