Notizheft

Auf Befehl Christians des Eisernen flog Gabriel hinunter ins Jodbad, karikierte lauthals meine Nieren – OP, quadrierte ruhig Sechserreihen, taumelte und vergass, was Xavier Yannick zeigte.

Erst einige Sekunde, nachdem Arthur an der Buchhandlung vorbei gegangen war, merkte er, dass sich ein Wort in seinen Gedanken festgehackt hatte, und dass er dieses Wort bereits in seine eigene Sprache übersetzt hatte, wodurch es sofort ungefährlicher klang als im Deutschen.

Und dann vergass er es. Einfach so. „Verdammte Sch…“, dachte er noch, konnte den Gedanken aber nicht mehr zu Ende bringen, da er ins straucheln geriet und umfiel. „…eisse!“, schrie er am Boden liegend dann doch noch der Vollständigkeit zu Liebe und stand mühselig wieder auf. Er klopfte den Staub von der Hose und tastete seine Körperstellen ab, um festzustellen, dass noch alles an seinem Platz war. Entschlossen, das Wort wiederzufinden, ging er zurück zum Buchladen, da er wusste, dass es ihm dort eingefallen war. Da stand er also, vor dem Buchladen, und studierte die ausgelegten Bücher in der Vitrine. „War das Wort der Titel eines Buches, den ich unterbewusst aufgenommen habe?“, fragte er sich laut.

„Nein“, antwortete ihm ein alter Mann in Grau mit grauen Haaren, der wohl die ganze Zeit beim Buchladen stand und den Arthur, vertieft in seine Suche, gar nicht bemerkt hatte. Arthur erschrak so sehr, dass er dem Mann beinahe direkt ins Gesicht geschlagen hätte. „Nein?“, fragte er stattdessen, froh, seine Reflexe unter Kontrolle zu haben. „Nein“, gab der Mann zurück. „Soso“, sagte Arthur sinnlos. Das Gespräch, dachte er, will nicht so recht in die Gänge kommen. „Ja“, sagte der Mann auch noch, wie um Arthurs Gedanke zu unterstützen, fügte dann aber nach einer Weile hinzu: „Ich habe dir das Wort gesagt.“

[Anm.: weiter bin ich leider nicht gekommen, das Wort wäre aber irgendwie Gorgonzola oder so gewesen, der Käse, den Arthur ganz und gar nicht ausstehen kann. Er hätte das Wort dann in irgendeine selbsterfundene Fantasiesprache übersetzt (Arthur ist eben eher Einzelgänger und erfindet daher Fantasiesprachen), welches die in seinen Augen schlimme Bedeutung hinter dem Wort etwas abgeschwächt hätte. Weshalb der alte Mann ihm aber genau dieses Wort nannte, bleibt hingegen ein Rätsel.]

Der Israelische Salat

Ein Roman

Wie angewurzelt sass er da und starrte entsetzt auf den Tisch. Es war Morgen, also ganz und gar nicht die Zeit für einen Salat. Doch das, was sich vor ihm auf dem Teller bot, war eben genau dies. Ein Salat.

Dass in Israel in Bezug auf Salat alles ein wenig anders läuft als er es kannte, war ihm durchaus Bewusst, zum Beispiel, dass der Salat hier gerne auch als Beilage zu Fleisch im Pitabrot gegessen wird, oder auch – so las er vor seiner Ankunft im Reiseführer – , dass das Gemüse in ganz kleine Würfel geschnitten wird. Aber dass er ihn auch noch zum Frühstück essen müsste, das war dann doch zu viel.

„Pepperoni?“, fragte er den Wirt mit trockenem Mund und deutete dabei auf das grüne Gemüse, dass, zusammen mit den Tomaten und Gurken an Olivenöl und Zitronensaft fein säuberlich im Teller lag.

„Paprika“, antwortete der Wirt in gebrochenem Deutsch und fügte augenzwinkernd hinzu: „Ist gut mit Huhn.“

Ich erinnere mich nicht

Meine Anekdoten und Texte siedeln sich rund um das Thema Vergessen an. Wie man vergisst, was man vergisst, warum man etwas vergisst.

Die Zeitepoche spielt dabei im Prinzip keine grosse Rolle, die Geschichte wird aber mehrheitlich in unserer stattfinden.

Im Punkt Zeitspanne beginnt es allerdings, interessant zu werden: Die Zeit verläuft für den Vergessenden anders als für den Rest, sie verhält sich vielleicht Sprunghaft, nicht linear oder verläuft sogar scheinbar rückwärts (siehe Filmtipp). Eigene Erinnerungen vermischen sich mit denen einer anderen Person, Wahrheit mit Fiktion, Zukunftsgedanken mit der Vergangenheit. So entsteht eine völlig neue, fiktive Zeitebene.

Das Geschehen wird einerseits aus der Sicht des Vergessenden, andererseits auch aus der des Vergessenen erzählt, sowie aus deren Umfeld.

Eine Figur besteht aus einem Grossvater, der dement ist. Allerdings in der liebenswürdigen Phase, er leidet also lediglich am Verlust seines Gedächtnis. Er ist sich seines Leidens und den Problemen, die dieses Leiden in Bezug auf den Umgang mit ihm mit sich bringen durchaus Bewusst, und versucht, sein Defizit – mehr oder weniger geschickt – zu verschleiern. Er war früher eine aufopfernder Vater, bis er sich dann zum herzlichen Grossvater entwickelte.

Filmtipp: Christopher Nolan: Memento. USA, 2000.

Die Kunst des Vergessens

Etwas zu vergessen ist mühsam. Vergessen kann auch verunsichern, wenn mann zum Beispiel feststellen muss, dass man plötzlich die Telefonnummer seines besten Freundes nicht mehr weiss. Schmerzlich wird das Vergessen dann, wenn man sich bewusst ist, dass man sich an etwas erinnern müsste, es aber schlichtweg nicht kann. Doch hat Vergessen nicht vielleicht auch seine schönen Seiten – besonders gerade in unserer Zeit? Dieser und ähnlicher Fragen habe ich vor mich zu stellen. Stilistisch noch nicht fixiert, könnte ich mir vorstellen, vielleicht an mehreren kleinen Texten zu arbeiten (experimentell oder eben auch nicht).