Astronaut

Text: Gerhard Meister

Ja u ha du glich mau dr Arsch glüpft u bi zum Bruefsberater, ja, u när hani so Teschts müesse usfüue, Chrützli hie, Chrützli da u är het gmeint, mou, es sig eigentlech ziemlech klar, vo de Ergäbnis här chömm für mi eigentlech nume Aschtronaut i Frag u öb mer das scho mau überleit heig, Aschtronaut z wärde u i ha gmeint, nei, bis jetz nid, aber wenn er mein, i chönn ja mau, u das Wäutau heig sicher o siner faszinierende Site, wemes vo nächer aluegi, u i chönn ja mau es paar Bewärbige usela, das gäb ja nid so viu ztüe u das hani när o gmacht u hami när o chönne gar vorschteue bir NASA u die hei gmeint, Aschtronaute chönne si immer bruuche u heimer sone Azug gäh, woni ha müesse alege mit Heum u Rucksack u es paar Schlüüch u heimi när uf dSchtartrampi gschickt, u när hets gheisse, i söu ischtige u Platz näh u das hani gmacht u bi drin ghocket i dere Ragete u eine het mer dChnöpf erklärt u weler dass i im Notfau müess drücke u när isch Türe zuegange u sie hei d Ragete abglah u i drin ungerwägs zum Mond u bi dert glandet u das Hüehnerschtägli zdürab u ha no dänkt, das me da jetz irgend sone Sätzli müessti säge über chlini u grossi Schritte oder so u has irgendwie nid zämmebracht u ha dänkt i Gottsname, me cha o ohni Gschnurr das Leiterli zdürab u si Fuess i Mondschtoub setze u e Schritt mache u no mau eine u no ziemlech witi Schritte si das gsi, wäg dr Schwärchraft oder, wos weniger het dervo ufem Mond u vo derthär äbe o die Gümp wome cha mache dert obe ja, u i ha no es paar gmacht vo dene Gümp u bi när so chli dagschtange u ha dr schwarz Himmu gseh u di blaui Chugele zmitts drin, dÄrde oder u ha dänkt, warum nid Aschtronaut, es git sicher Schlimmers?

Rosmarin

Text: Gerhard Meister

Weiss o nümm uf youtube oder so isch das gsi u da het me sone Gürtu gseh, wome ume Boumschtamm cha lege u dä Gürtu isch när so anes Grät agschlosse gsi wo när zSchmärzensschreie vo däm Boum hörbar macht, we me ne umsaget. Weiss o nümm öb das jetz sich ärnscht gmeint gsi oder Kunscht oder irgend e Spinner, o a Schmärzensschreie vom Boum cha mi nümm erinnere, aber ds Biud isch mer irgendwie blibe.

Begegnung mit Britta

Text: Gerhard Meister

Britta steht vor einem Aquarium. Im Aquarium schwimmen, ich zähle sie, sieben Goldfische. Narration und Interaktion, sagt Britta beziehungsweise haucht sie ans Aquarium, das sich von ihrem Atem beschlägt, Narration und Interaktion, davon ist auszugehen, sind Begriffe, die sich im Gehirn von Goldfischen nicht vorfinden. Es ist davon auszugehen, dass der Goldfisch sich überhaupt keinen Begriff von gar nichts macht. Aber was tun sie? Schauen Sie her. Sie interagieren, bilden Formationen, wechseln diese, wir haben hier ein goldenes Flaggenalphabet aus Fischleibern vor uns und damit eine Botschaft, eine Erzählung. Ihnen gelingt die Synthese, die uns Denkenden nicht möglich ist. Als Lektüreempfehlung gibt mir Britta den Aufsatz Heinrich von Kleists über das Marionettentheater mit. Voll neuem Elan bewege ich mich Richtung Bibliothek.

Marmelade

Text: Gerhard Meister

Der komplette körperliche und geistige Zusammenbruch kündigte sich in seinem Vortrag, der sich bis in seine zweite Hälfte hinein durch seine intellektuelle und rhetorische Brillanz auszeichnete, dadurch an, dass in eben diesem Vortrag das Wort Marmelade auftauchte, ohne dass dies irgend einen Sinn gemacht hätte, so dass man es als Versprecher und einmalige, nicht weiter bemerkenswerte Fehlleistung hätte zur Seite legen können, aber da tauchte das Wort Marmelade schon wieder auf, unüberhörbar sinnlos in einem ansonsten makellosen Satz und kurz darauf schon wieder, diesmal sogar als Verbum gebraucht, als klebriges Virus überzog Marmelade in mittlerweile allen vorstellbaren Wortformen seinen Vortrag, den er, nach Luft schnappend im Kampf gegen eben diese Marmelade weiterzuhalten suchte, bis seine Rede mitten im Satz abbrach und er vornüberkippte und auf dem Boden aufklatschte, nein, nicht wie Marmelade, sondern als eine von Marmelade gefällte Tanne.

Kunst des Vergessens

Text: Gerhard Meister

Hund, noch eine Marianne. Marianne nehme ich am Sonntag nie, sagt die Zwiebel. Die Zwiebel? Aber wo führt das hin? Also was jetzt? Das da. Was da? Trifft auf dem Hund ein Lanziger einen anderen Lanziger: Du sag mal, wie lange ist jetzt eigentlich dieser Text schon tot? Seit letzten Sonntag vor zwei Jahren, sagt Lanziger zu Lanziger diesem Hund von einer Marianne und kratzt sich dabei an seiner Zwiebel wie ein – Wie ein was? Hab ich vergessen.

Timo liegt auf dem Rücken

Text: Gerhard Meister

In ihrem neuen Film geht es nun um das Grau-in-Grau des Alltags in den Vororten. Im Zentrum stehen dabei Timo, Estelle und Miro, drei Geschwister, die mit ihrer Mutter in einem Hochhaus wohnen. In immer neuen Anläufen fächert der Film nun die zahllosen Facetten eines vaterlosen Familienalltags auf, flankiert von den als knapp gezeichneten Miniaturen aufscheinenden Nachbarn und spürt dabei noch den feinsten Nuancierungen verschiedener Grauwerte nach, behält dabei stets seinen liebevollen Blick für das zuweilen auch auf den zweiten Blick belanglose Detail sowie das Abseitig-Gewöhnliche, aus dem sich dann aber doch, stets den langen, epischen Atem bewahrend, die Gesamtschau einer Tristesse ergibt, in die anstelle eines Abgrundes hie und da ganz zaghaft eine Ahnung von Sonnenschein fällt.

Eine isländische Saga

Text: Gerhard Meister

Könnte natürlich jetzt googeln, oder, ob es diesen Dagda beziehungsweise seinen Sohn tatsächlich gibt in irgend einer isländischen Saga, von denen ich zugebenermassen sämtliche Staffeln verpasst habe, wobei Tuath dann irgendwie nicht so isländisch tönt und das ganze irgendwie zugegeben schon fast wie echt und dann doch wieder nur fast, gut, Rohfassung eben, da wird noch mal geschliffen am Versmass, der trefflichen Metapher, doch zu welchem Ziele, Zwecke, Sinn? Was will der Autor uns am 11.2.2015 sagen mit diesen 5000 Jahre alten Versen vom abtretenden Helden? Was treibt er für ein Spiel? Ja, das hätt mich jetzt schon noch wunder genommen, das soll er uns beziehungsweise mir nun bitte künden in fadengrader Prosa, wenn ich bitten darf.

Dramaturgiesitzung im Stadttheater

Text: Gerhard Meister

Also wer ist dafür?

Doch ich denke, wir können das machen, Studiobühne natürlich.

Ich bin doch für den Wedekind.

Also ich meine, dieses Lebensgefühl, diese Probleme, das kommt doch eigentlich ganz schön zum Ausdruck. Er hat doch eigene Bilder.

Wir sind jetzt aber nicht in irgendeinem Wedekindjahr oder hab ich da was verpasst?

Natürlich kennt man das alles. Natürlich sind das nicht unserer Probleme.

Wir haben noch nichts in diesem Segment.

Ist aber nicht wirklich was für Schulklassen.

Deshalb bin ich ja für Wedekind.

Im Theater muss es ja nicht immer um die eigenen Probleme gehen.

Im Gegenteil.

Ich denke auch, dass es doch recht hübsch in die Lücke passt, die wir in unserem Spielplan noch haben.

Also wir hätten da einen Regieassistenten, der könnte das machen, vier Wochen Probezeit.

Quick and Dirty.

Wie immer in solchen Fällen.

Also, das kann man doch so nicht sagen.

Vom Autor hat man bisher nichts gehört?

Nein, wir hätten den dann entdeckt.

Na immerhin das.

Stimmen wir doch ab.

Gut, stimmen wir ab.

Wenn Politiker in ihren Antrittsreden lobend von …

Text: Gerhard Meister

Yannick Haenel, die bleichen Füchse, der Autor war mir bisher unbekannt, ist mir gestern in der Buchhandlung in die Finger gekommen. Das Buch erzählt im ersten Teil von einem Mann, der keinen Job mehr hat, dem die Wohnung gekündigt wird und der dann als Obdachloser auf Immigranten trifft, Leute aus Afrika, Mali insbesondere. Im zweiten Teil kippt der Roman, aus der Erzählung über den Mann wird ein Manifest oder Pamphlet oder wie man das nennen soll der Unterdrückten, geschrieben in der Wir-Form, die sich erheben. Es gibt einen Aufstand, eine Revolution. Die Aufständischen tragen Masken. Der bleiche Fuchs ist eine Dogon-Gottheit die quer zur Götterordnung ihr anarchistisches Wesen treibt. In der Literaturkritik kommt der Wechsel zur WIR-Form und seinem Pathos mehrheitlich schlecht bis sehr schlecht weg.