von Gesa Marten
Anlass dieses Vortrags ist eine Erfahrung aus der Praxis, in der nach intensiver Montagearbeit einem Film dennoch vorgeworfen wird, er bezöge keine Haltung. Zumindest sei die Haltung zum Stoff oder zum Filminhalt oder zu den Protagonisten vage und nicht deutlich ablesbar. Nun fragt sich, worin die Haltung eines Films besteht und wie sich sich zeigt. Und inwieweit eine subjektive Haltung zu wünschen ist.
In der Erzähltheorie wird zwischen Autor/in und Erzähler/in unterschieden. Im Dokumentarfilm sind dies entsprechend der/die reale Filmemacher/in und ein/e filmische Erzähler/in. Aber wer ist diese Erzähler/in? Wer spricht resp. wer hat eine Stimme? Hören wir und/oder sehen wir sie? Wer zeigt die Bilder und legt Bedeutung an? Wo ist diese audiovisuelle Erzählinstanz auszumachen? Und kann der Erzähler/in eine Haltung eingeschrieben werden?
In der Montage strukturieren wir Raum und Zeit, wir kreieren die Handlung und die Charaktere. Wir führen Gedanken und Emotionen. Somit konstruiert die Montage die filmische Realität. Doch in welcher Wirklichkeitsform ist der/die Erzähler/in zu finden und kann sie in der Montage ebenso gestaltet werden? Ich möchte an Beispielen zeigen, wie in der Montage diese Figur der „Erzähler/in“ erzeugt wird und somit ein Ausdrucksmittel neben anderen ist, die wir künstlerisch nutzbar machen können.