Der entscheidende Augenblick

Ein Merkmal der Filme von Christian Frei ist ihre visuelle Ausdruckskraft. Ausgehend von ihrer gemeinsamen Arbeit als Kameramann und Regisseur erläutern Peter Indergand und Christian Frei ihre Arbeitsweise, in deren Zentrum stets das Festhalten von wahrhaftigen Momenten als zentrale Bausteine der filmischen Erzählung steht.
Wie bewegt sich der Kameramann oder die Kamerafrau inmitten von realen Personen in realen Situationen? Wie kann er oder sie versuchen, unsichtbar zu sein und verhindern, dass alles künstlich und verkrampft zu wirken beginnt? Emotionen und Konflikte sind der Motor jeder Geschichte. Wie schafft die Kameraperson es, nicht wiederholbare Momente und entscheidende Augenblicke in ihrer ganzen rohen Authentizität erfolgreich einzufangen, ohne die Situation zu ‚zerstören‘? Der Traum, reale Momente unverstellt aus dem wirklichen Leben herausschneiden zu können: Was bedeutet dies für die ästhetischen Entscheidungen und die Bildgestaltung? Welche Rolle spielt die Wahl der Technik (Kameratyp, Einsatz von Licht etc.)?

Christian Frei kombiniert in seinen Filmen die Tradition und Schönheit der ungebrochenen Beobachtung mit der Notwendigkeit von Arrangements und Setups. Was bedeutet dies für die Kameraarbeit? Wie lassen sich solche Situationen drehen, damit sie nicht nur möglichst natürlich und wahrhaftig wirken, sondern es auch sind? Und: wie kann die Kameraperson dazu beitragen, dass sich reale Menschen in der Künstlichkeit des Sets wohl fühlen?
In den Filmen von Christian Frei wurden aufwändig entwickelte Spezialkameras eingesetzt. Wann kann das sinnvoll sein?
‚Haltung‘ und ‚Einstellung‘ haben in Bezug auf die Kameraarbeit im Dokumentarfilm zentrale Bedeutung. In jedem Bild ist die Frau oder der Mann hinter der Kamera spürbar. Der entscheidende Augenblick ist jener Moment, in dem sich die Leichtigkeit des Auftritts und die Haltung der Kameraperson zum Schlüsselmoment eines Films verdichten.

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