Die Ästhetik der Filme von Dziga Vertov, Joris Ivens, Jean Vigo, Laszlo Moholy-Nagy oder Henri Storck, um nur einige zu nennen, prägen den Dokumentarfilm bis heute. Ganz entscheidend für die Arbeit dieser Filmemacher war die Erfindung der Kinamo-Kamera durch Emanuel Goldberg. Mit dieser wurde es möglich, ästhetische Strategien und Experimente der Neuen Sachlichkeit sowie des Neuen Sehens auch in den Film zu übertragen, im Dokumentarfilm anzuwenden. Die Kinamo-Kamera war weder die erste noch die einzige Handkamera, die in den 1920er Jahren auf den Markt kam. Sie weist jedoch Besonderheiten auf, die den Dokumentarfilmer*innen erlaubte, eine Ästhetik zu entwickeln, die bis heute das filmische Schaffen bestimmt, das – wie es Brian Winston einmal zusammengefasst hat – gleichzeitig von einer Nähe zum Geschehen geprägt ist, ein Verständnis für den Ort und das Geschehen vermittelt, und eine ästhetische Abstraktion der Wirklichkeit zulässt, die zu einer Intensität der Beobachtung führt.