Jahr: 2019

Simon Guy Fässler

Simon Guy Fässler studierte nach einer Chemielaborantenlehre und der Berufsmaturität Visuelle Kommunikation im Fachbereich Film/Video an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg. Er arbeitet seither als freier Kameramann, Autor, Filmemacher und Produzent mit Basis in Zürich. Simon Guy Fässler ist Gründungsmitglied der Produktions- und Stoffentwicklungsfirma 8horses. Für seine Kameraarbeit im Spielfilm Aloys (Regie Tobias Nölle) wurde er 2012 mit dem Schweizer Filmpreis für „Beste Kamera“ ausgezeichnet und an der Camerimage für den Preis in der „Cinematographer’s Debut Competition“ nominiert.

> Beitrag bei ZDOK.19: Rollenwechsel der Kamera: Vom Eindringling zum Erzählwerkzeug

Dokfilme als Kameramann (Auswahl):
  • 2019 Ruäch (Regie: Andreas Müller & Simon Guy Fässler) in Produktion
  • 2018 Chris The Swiss (Regie: Anja Kofmel)
  • 2017 Passion (Regie: Christian Labhart) in Produktion
  • 2015 Looking Like My Mother (Regie: Dominique Margot)
Dokfilme als Regisseur (Auswahl):
  • 2019 Ruäch (Autor und Co-Regisseur) in Produktion
  • 2011 Onkel Albin

http://8horses.ch


Erzählweisen in Ranjan Palits Film In Camera

Indien ist eine der produktivsten Filmnationen der Welt. Sie verfügt über eine lange, lebendige und komplexe Dokumentarfilmtradition. Diese ist eng mit dem Kampf um die indische Unabhängigkeit sowie der Sichtbarmachung und Konfrontation soziopolitischer Probleme verbunden. Seit den 1970er Jahren ist die indische Dokumentarfilmlandschaft von unabhängigen Filmemachern geprägt, die Film als Medium der gesellschaftlichen Veränderung betrachten und mit ihren Protagonisten in einem bündnishaften Verhältnis stehen. War indischer Dokumentarfilm traditionell stark über seine repräsentierten Inhalte bestimmt, so treten nun zunehmend vielfältige filmästhetische und narrative Umsetzungen dieser Themen in den Fokus. In ihrem Vortrag untersucht Ulrike Mothes das filmische Tagebuch Ranjan Palits, eines indischen Kameramannes, der an zahlreichen maßgeblichen unabhängigen Dokumentarfilmen wie denen Anand Patwardhans oder Sanjay Kaks beteiligt war. Mit „In Camera“ blickt Ranjan Palit auf seine 25jährige Arbeit hinter der Kamera zurück. Er tritt hinter der Kamera hervor, und denkt über den Aufzeichnungsprozess und seine ethischen Herausforderungen nach. Mothes untersucht die Erzählstruktur des vielschichtigen Video-Selbstportraits, welches altes Filmfootage erneut aufnimmt und neu verknüpft. Sie analysiert die Strategien der Selbstreflexion des Filmemachers und Kameramanns Palit und seinen subjektiven filmischen Blick auf die indische Dokumentarfilmgeschichte.

> Ulrike Mothes


 

Color Grading im Dokumentarfilm: Leidet die Glaubwürdigkeit?

Farbkorrektur und Colorgrading im Dokumentarfilm sind zu einer Selbstverständlichkeit geworden. Die kreativen Arbeitsprozesse ermöglichen zusätzliche Ebenen für den Transport von Emotionen und Botschaften. Die Anwendung von attraktiven ‚Looks‘ kann die Aufmerksamkeit für das Genre erhöhen und dokumentarische Erzählungen dem Publikum eindringlicher vermitteln. Ist es aber möglich, Colorgrading im Dokumentarfilm ohne Authentizitätsverlust zu nutzen? Ab wann überschreiten die Macher/innen die Linie zur Manipulation?

Der Vortrag über eine Studie an der Hochschule der Medien in Stuttgart geht der Frage nach, inwiefern die Anwendung von ‚Looks‘ Auswirkungen auf das Interesse der Zuschauer/innen und die Glaubwürdigkeit der gesehenen Bilder haben.

> Patricia Christmann Ι > Katja Schmid


 

VR-Ausstellung: After Solitary

Emblematic 2017

Der Hauptprotagonist Kenny Moore verbrachte 20 Jahre in US-Gefängnissen, wovon fünf Jahre in Isolationshaft. Für die immersive VR-Erfahrung After Solitary wurde er mit Hilfe videogrammetrischer Verfahren aufgenommen. So entstanden von ihm bewegte, fotorealistische 3D-Modelle. Mit der VR-Brille können die Nutzer/innen auf ihn zu und um ihn herumgehen, während er seine Geschichte erzählt. Die enge Gefängniszelle und Kennys ebenso enge Wohnung wurden mit fotogrammetrischen Aufnahmeverfahren separat erfasst und in 3D-Computerprogrammen mit seinem bewegten Körpermodell zusammengefügt.

Die Produzentin Nonny de la Peña (Emblematic Film, Los Angeles) ist eine Promoterin des immersiven Journalismus und gilt als «Godmother’of Virtual Reality» (The Guardian). Mit VR-Erfahrungen will sie aktuelle Gesellschaftsprobleme für die Nutzer/innern und körperlich und emotional erfahrbar machen. Bei ZDOK.17 war ihre Produktion Project Syria (2013) zu sehen. Weitere wichtige Produktionen sind Hunger in L.A. (2012), Accross the Line (2016) Out of Exile (2017)

> An der Tagung ZDOK.19 geht Christian Iseli in seinem Einführungsreferat auf After Solitary und auf volumetrische Aufnahmeverfahren ein.

 

Mit der Kameralinse Beziehungen schaffen

Alexander Nanau thematisiert im Referat über seinen erfolgreichen Film ‚Toto and his Sisters‘ das Spannungsfeld zwischen dem Streben nach einer möglichst optimalen Bildgestaltung und der Unvorhersehbarkeit der Wirklichkeit. Er erläutert das Ausmass der Kontrolle und damit das Ausmass der Inszenierung, die ihm notwendig erscheinen, um die visuellen und erzählerischen Elemente festzuhalten, die er für seine Filmerzählung dringend braucht. Alexander Nanau geht zudem besonders auf die die Eigenheiten der Personalunion von Regie und Kamera ein, die er bei all seinen Filmen angewendet hat. Um die Faszination für die ausgewählten Protagonisten und deren Leben zu verstehen, ist es für ihn essentiell, dass er sie selbst fotografiert. Er beschreibt seine Filmarbeit als eine durch die Kameralinse ausgelebte Beziehung zwischen ihm und den Protagonisten.

> Alexander Nanau