FACING TIME

Der Fotograf Michael Ruetz ist der Hauptprotagonist von FACING TIME (2023). Bild: Annet Ilijew Produktion ©2023

Ein Film von Annet Ilijew

Die Fotografien von Michael Ruetz sind prägend für das Bild von Deutschland in der Nachkriegszeit. 1968 drückte er als Einziger auf den Auslöser, als die Aktivistin Beate Klarsfeld den damaligen Bundeskanzler Kurt Georg Kie­sin­ger wegen dessen Ver­gan­gen­heit als Na­zi­pro­pa­gan­dist auf dem CDU-Parteitag ohrfeigte. Er begleitete die Protestaktionen und die Lebensweise der 68er-Bewegung, schuf eindringliche Porträts von Rudi Dutschke, hielt das alltägliche Leben in der DDR fest und besuchte als einer der ersten deutschen Fotografen der Nachkriegszeit das Konzentrationslager Ausschwitz, als es noch nicht für Touristen aus aller Welt offen war.

Ikonisch sind auch seine Aufnahmen von Beuys, der zuließ, dass er ihm ganz nahekam. Ein großangelegtes Projekt von Ruetz sind zudem seine akribisch angelegten Bilderreihen über die Veränderungen der Zeit (Timescapes), die er mit großem Aufwand verfolgte. Annet Ilijew begleitete den meisterhaften Chronisten deutscher Zeitgeschichte bei der Arbeit, im Archiv und auf Schauplätzen seiner Fotografien. Ihr Film FACING TIME wird so nicht nur zum Porträt des im Dezember 2024 verstorbenen Künstlers, sondern ebenso zu einer Reflexion über das Sehen und das Erinnern, über die Magie des Augenblicks und die Vergänglichkeit.

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