Autor: ciseli

Emily Coleman

Emily Coleman is a Postdoctoral Fellow at King’s College London, whose research into documentary production and the cultural industries has been supported by both the Arts & Humanities Research Council and the Economic & Social Research Council. Previously, she worked in the TV industry for over 15 years, producing and directing factual programmes and documentaries for the BBC, ITV, Channel 4, Channel 5 and SKY. She will soon publish her book The People We Watch (Routledge, 2025), which explores the perspective of participants, and considers how their experiences are impacted by their relationships with filmmakers and the political-economic context of the media industries.

Selected publications:
Coleman, E. (2023). The Wellbeing of Ordinary People in Factual Television Production.’ Media, Culture and Society. DOI: 10.1177/01634437231155
Coleman, E. (2023). ‘The Work of Documentary Relationships.’ European Journal of Cultural Studies. DOI: 10.1177/13675494231208501
Coleman, E. (2025). ‘Exploitation and Documentary Contributors.’ In Piotrowska A (ed.) The Ethics of Documentary Film. Edinburgh: Edinburgh University Press
Coleman, E. (2025). The People We Watch. London: Routledge

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ZDOK.25 contribution:
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The Work of Documentary Relationships

Mit Beharrlichkeit zur Einvernehmlichkeit

oder wie ich die Szenen drehen konnte, die mir wichtig waren

von Annett Ilijew

Das Einverständnis, dass ich mit Michael Ruetz, oder er mit mir, einen Film über ihn und sein Werk machen wollten, war recht schnell da. Die Übereinkunft, wie der entsprechende Film im Detail ausschauen sollte, dauerte etwas länger. So ungefähr acht Jahre. Und das, was sich über diese Zeitperiode an Diskussionen, Überzeugungsarbeit, Beharrungsvermögen, Suchen nach anderen Lösungen, doppelten Umwegen, Einbeziehung von nächsten Angehörigen, Mobilisierung der Crew für die eigene Sache und natürlich auch ein bisschen Streit zusammenaddierte, würde ich als wesentlicher Teil meiner ‘Regiearbeit‘ bei FACING TIME beschreiben, und es war wohl genau das, was der Untertitel dieser Tagung beinhaltet, nämlich: Beziehungsarbeit im Dokumentarfilm.

Zu Beginn erschien mir eigentlich alles klar: Dieser hervorragende Fotograf hat in einer sehr aufregenden Zeitperiode ein beeindruckendes Werk geschaffen. Viele seiner Bilder sind zu Ikonen der deutschen Nachkriegszeit geworden. Das alles zusammen ergibt eine großartige Ausgangslage für einen vielschichtigen Film, in dem sich biografische mit zeitgeschichtlichen Ebenen verknüpfen. Michaels Vision sah zu Beginn etwas anders aus: Wir zeigen ausschließlich seine Timescape-Bilderreihen und dazu hält er einen Vortrag.

Acht Jahre später war der Film da, wir beide zufrieden und unsere Freundschaft grösser. Und so ähnlich geht es mir des Öfteren. Durch die längeren Zeitspannen, die ich zusammen mit meinen filmischen Figuren und ihren Angehörigen durchlebe, bin ich auch zu ein paar Patenkindern gekommen.

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Film:
> FACING TIME
(2023)
CV:
> Annett Ilijew

Transnational and Digital Ethics

by David Alamouti

Above all other forms of film (and filmmaking), ethics is one of the key factors that defines and distinguishes the documentary film. Much of the institutional ethical frameworks and discourses currently used in documentary filmmaking are problematic because they are passed down from journalistic (and a general media) ethics, where the relationship between maker, participant and audience is fundamentally very different. But even more problematically, much of these ethical conventions are from a previous analogue-based era of distribution and exhibition, which has fundamentally changed since the advent and adoption of digital and web-based technologies into the film supply chain. These changes are fundamental to determining the level and type of “risk”- which sits at the heart of a filmmaker’s duty to their participant, and informs any ethical frameworks designed to safeguard and protect these. However, many of our ethical practices and conventions do not account for, let alone address, these vast and encompassing changes. Using the making of a feature documentary as a case study, this talk will explore how the changes in exhibition and distribution have affected traditional notions of ethics and what filmmakers should address when considering new ethical frameworks that are more suitable for a transnational, web-based documentary landscape.

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CV:
> David Alamouti

Christian Iseli

Bild: Pierre Mennel, ZHdK ©2019

Christian Iseli studierte Geschichte, Germanistik und Anglistik an der Universität Bern. Nach Abschluss des Studiums war er als Journalist tätig, realisierte Dokumentarfilme und arbeitete in den Bereichen Schnitt und Kamera bei Spiel- und Dokumentarfilmen. Ab 1992 war er für die Fachrichtung Film der Zürcher Hochschule der Künste tätig. Zunächst als Dozent, ab 2008 mit Professur. 2010 übernahm er am Institute for the Performing Arts and Film die Leitung des Forschungsschwerpunkts Film (bis 2019). Zwischen 2010 und 2019 leitete er die Zürcher Dokumentarfilmtagung ZDOK und verantwortete von 2012 bis 2019 den Masterstudiengang Dokumentarfilm. Ab 2018 leitete er das Art&Tech-Lab Immersive Arts Space und war Inhaber der zugehörigen Professorenstelle. Seit August 2022 ist Iseli pensioniert. Bis Juli 2024 unterrichtete er im Master Dokumentarfilm und ist weiterhin Teil des ZDOK Redaktionsteams.

Eigene Filme (Auswahl):
2011    Das Album meiner Mutter (Kinodokumentarfilm)
2006    Bauern zum Trotz (Fernsehdokumentarfilm)
1995    Der Stand der Bauern (Kinodokumentarfilm)
1991    Grauholz (Kinodokumentarfilm)
1988    Le Terroriste Suisse (Kinodokumentarfilm)

 Webseite: ifilm.ch

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ZDOK.25-Funktion:
> Moderation, Mitglied Redaktionsteam

 

FACING TIME

Der Fotograf Michael Ruetz ist der Hauptprotagonist von FACING TIME (2023). Bild: Annet Ilijew Produktion ©2023

Ein Film von Annet Ilijew

Die Fotografien von Michael Ruetz sind prägend für das Bild von Deutschland in der Nachkriegszeit. 1968 drückte er als Einziger auf den Auslöser, als die Aktivistin Beate Klarsfeld den damaligen Bundeskanzler Kurt Georg Kie­sin­ger wegen dessen Ver­gan­gen­heit als Na­zi­pro­pa­gan­dist auf dem CDU-Parteitag ohrfeigte. Er begleitete die Protestaktionen und die Lebensweise der 68er-Bewegung, schuf eindringliche Porträts von Rudi Dutschke, hielt das alltägliche Leben in der DDR fest und besuchte als einer der ersten deutschen Fotografen der Nachkriegszeit das Konzentrationslager Ausschwitz, als es noch nicht für Touristen aus aller Welt offen war.

Ikonisch sind auch seine Aufnahmen von Beuys, der zuließ, dass er ihm ganz nahekam. Ein großangelegtes Projekt von Ruetz sind zudem seine akribisch angelegten Bilderreihen über die Veränderungen der Zeit (Timescapes), die er mit großem Aufwand verfolgte. Annet Ilijew begleitete den meisterhaften Chronisten deutscher Zeitgeschichte bei der Arbeit, im Archiv und auf Schauplätzen seiner Fotografien. Ihr Film FACING TIME wird so nicht nur zum Porträt des im Dezember 2024 verstorbenen Künstlers, sondern ebenso zu einer Reflexion über das Sehen und das Erinnern, über die Magie des Augenblicks und die Vergänglichkeit.

> Trailer

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ZDOK.25-Beitrag
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Mit Beharrlichkeit zur Einvernehmlichkeit
CV:
> Annet Ilijew