Kategorie: Talks (Video)

Aufgezeichnete Referate | Recorded Talks

Schnitt für Schnitt zur Figurendynamik von POLISH PRAYERS

Ein Dialog mit Bigna Tomschin

Im Gespräch mit Christian Iseli zeigt die Editorin Bigna Tomschin auf, wie aus hunderten von Stunden Rohmaterial der polnischen Regisseurin Hanka Nobis aus dem rechtsnationalen Jungkatholiken Antek die Filmfigur Antek wurde. Zu Beginn der vierjährigen Dreharbeiten war der damals 22jährige engagiertes Mitglied einer konservativen Burschenschaft. Mit seinen rechtsextremen Mitstreitern zelebrierte er im Wald Männlichkeitsrituale und hetzte auf Demonstrationen gegen die LTGBT-Community. Doch Antek macht sich auf eine Reise, verliebt sich, macht Drogenerfahrungen und setzt sich schließlich zunehmend mit seiner eigenen Situation auseinander. Er verändert sich.

Bigna Tomschin gibt Einblicke in das abgestimmte Timing dieser Veränderung, das sie in Zusammenarbeit mit Hanka Nobis erarbeitet hat. Sie spricht über die notwendige Kontrolle darüber, wie viel das Publikum erfährt und wie viel rätselhaft bleiben muss, damit ein aktives Mitgehen und eine zunehmende Empathie für den Protagonisten möglich werden. In diesem Prozess sei sowohl eine radikale Vereinfachung der vielfältigen Geschehnisse wie auch das feinfühlige Austarieren der übrigbleibenden Einstellungen und Szenen notwendig, damit eine angemessene Komplexität der Hauptfigur geschaffen werden könne.

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FILM:
> POLISH PRAYERS (2022)
CV:
> Bigna Tomschin

Auf Augenhöhe

Ein Dialog mit Heidi Specogna

In ihrem Gespräch mit Christian Iseli thematisiert die erfahrene Schweizer Filmemacherin anhand des Films Cahier Africain (2016) unter anderem ihre Situation als weiße Filmemacherin in Afrika, den herausfordernden Umgang mit traumatisierten Menschen und den Reflex, helfen zu wollen. Sie berichtet darüber, wie sie gelernt hat, mit den belastenden Situationen ihrer Protagonist:innen umzugehen und wie viel davon sie auch ihrem Publikum schlussendlich zugemutet hat. Wertschätzung, gegenseitiges Vertrauen sowie der hohe Stellenwert des Faktors Zeit sind für Heidi Specogna wichtige Grundvoraussetzungen, damit die Begegnungen auf Augenhöhe mit den jungen Frauen in der zentralafrikanischen Republik möglich wurden. Daraus resultieren Beziehungen, die weit über die Filmarbeit hinaus, bis heute, anhalten.

Specognas umfangreiche Arbeiten im lateinamerikanischen Kulturraum kommen am Beispiel ihrer jüngsten Arbeit Die Vision der Claudia Andujar / The Lady with the Arrows (2024) zur Sprache. Dabei liegt der Fokus auf den jungen indigenen Filmemacherinnen, die mit großem Engagement, den Ungerechtigkeiten, die den indigenen Völkern weiterhin widerfahren, entgegentreten.

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> Heidi Specogna
> Zwei Filme:
   Cahier African
(2016), und Die Vision der Claudia Andujar (2024)

Bigna Tomschin

Bigna Tomschin arbeitet als Editorin und Regisseurin für Dokumentar- und Spielfilme. Sie studierte Film an der Zürcher Hochschule der Künste. Für ihren Abschlussfilm BLUE BLUE SKY erhielt sie 2014 den Deutschen Kamerapreis in der Kategorie Schnitt.

Zu ihren Schnittarbeiten gehören der Erstlingsfilm von Hanka Nobis, POLISH PRAYERS, der im Wettbewerb des Internationalen Dokumentarfilmfestivals Amsterdam (IDFA) uraufgeführt wurde oder der Spielfilm WIR ELTERN von Eric Bergkraut, der am Filmfestival Locarno Premiere feierte.

Filmografie als Editorin:

2025 LETTERS FROM WOLF STREET von Arjun Talwar
2025 NORMA DORMA von Lorenz Suter
2023 DICIASSETTE von Thomas Horat
2022 POLISH PRAYERS von Hanna Nobis
2019 WIR ELTERN von Eric Bergkraut, Ruth Schweikert
2018 DER ESEL HIESS GERONIMO von Bigna Tomschin, Arjun Talwar
2018 BEYOND BOOBS von Kristen Vermilyea, Stéphane Correa
2018 13 SCHAUSPIELSCHÜLER von Karoline Wirth, Martin Schilt (Dok-Serie SRF)
2017 STRANGERS von Lorenz Suter
2015 KING von Jan-Eric Mack
2015 INLAND von Piet Baumgartner
2014 SCHWEIZER HELDEN von Peter Luisi
2014 BLUE BLUE SKY von Bigna Tomschin
2013 BLINDER PASSAGIER von Maria Brendle

Filmografie als Regisseurin/Autorin:

2025 LETTERS FROM WOLF STREET von Arjun Talwar (Co-Autorin)
2025 NORMA DORMA von Lorenz Suter (Co-Autorin)
2018 DER ESEL HIESS GERONIMO von Bigna Tomschin, Arjun Talwar (Co-Regie)
2014 BLUE BLUE SKY von Bigna Tomschin (Buch & Regie)
2013 TAPETEN von Bigna Tomschin (Buch & Regie)
2012 HAPPY TOGETHER by Bigna Tomschin (Buch & Regie)
2011 PEGGYS PARADE by Bigna Tomschin (Buch & Regie)

Website: www.bignatomschin.ch

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ZDOK.25-Beitrag:
>
Schnitt für Schnitt zur Figurendynamik von POLISH PRAYERS
Film:
>
POLISH PRAYERS (2022)

David Alamouti

David Alamouti is a senior lecturer at the Screen School (University of the Arts London), where he leads the BA Film Practice degree. He teaches fiction and documentary production, specializing in directing, writing, and producing, with a particular interest in experimental documentary practices. David Alamouti is also pursuing a PhD in practice-based film studies at the University of Westminster (since 2019). In 2020, he published an article in “Transnational Cinemas” that examines how emerging technologies are prompting a reevaluation of documentary ethics.

David’s practice focuses on using co-creation and improvisational methods in filmmaking to engage communities and individuals, moving beyond traditional representational dynamics. By working directly with communities to reimagine stories that reflect their realities, David’s approach provides participants a safe, distanced space to share their narratives. This method redefines the often bureaucratic, hierarchical nature of conventional filmmaking, transforming it into a socially-rooted, collaborative process emphasizing ethical interdependence.

From 2008 to 2016, David co-founded Contra Image, a production company where he produced three feature documentaries and directed two others, with funding from notable entities like Al Jazeera’s Witness, BBC, and the Wellcome Trust. These films were broadcast internationally and competed at festivals such as Krakow, London International Doc Fest, Jakarta, Big Sky, AM Docs, and Utah.

Selected Publication:
Alamouti, D. 2020. The digital ethical space: towards a transnational documentary ethics, a filmmaker’s point of view. Transnational Cinemas. 11 (2), pp. 103-120. https://doi.org/10.1080/25785273.2020.1734305

Filmography:

2021 LA RABBIA (The Rage)
2019 THE NIGHT THE WIND BLEW
2014 JUSTICE SEEKERS
2013 GHAZI RABIHAVI
2013 BOYS WITH BROKEN EARS
2011 MOTHER

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ZDOK.25 contribution:
>
Transnational and Digital Ethics

Annett Ilijew

Die in Ost-Berlin aufgewachsene Regisseurin und Filmeditorin Annett Ilijew unterrichtet Filmmontage an der Fernsehakademie Mitteldeutschland FAM und an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur HTWK in Leipzig. Ihre Filmausbildung machte sie an der HFF Konrad Wolf, Potsdam (heue: Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf).

Ihr Dokumentarfilm FACING TIME (2023) zeigt ein Porträt des kürzlich verstorbenen deutschen Fotografen Michael Ruetz, dessen ikonische Fotografien das Bild der jungen Bundesrepublik Deutschland und der DDR geprägt haben. Der Film bietet Einblicke in seine Arbeitsweisen und seine präzisen fotografischen Serien, die er bis zum Ende seines Schaffens fortgeführt hat.


Filmografie
(Auswahl):

2024 HIMMEL (AT) – Dokumentarfilm: Regie
2022-2024 EISFRAUEN / ICEWOMEN (AT), Dokumentarfilm: Schnitt
2015-2023 FACING TIME, Dokumentarfilm: Regie
2021/2022 ROLAND KAISER – MEHR ALS EIN LEBEN, Dokumentarfilm: Drehbuch, Regie
2019/2020 WAFFENSTILLSTAND, Dokumentarfilm: Schnitt
2009-2016 BALKAN DREAMS – EIN LEBEN IM 9/16 TAKT, Kinodokumentarfilm: Schnitt
2015 SOMOS CUBA – WIR SIND KUBA, Dokumentarfilm: Regie, Kamera, Produktion
2008 WENN ICH WEINE, SCHLÄGT MEIN HERZ, Dokumentarfilm: Regie
2008 DIE VERGESSENEN – STRASSENKINDER VON BUKAREST, Dokumentarfilm: Regie
2005 MOSKATCHKA – Dokumentarfilm: Drehbuch, Regie, Schnitt

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ZDOK.25-Beitrag:
> Mit Beharrlichkeit zur Einvernehmlichkeit
> Podium: Konfliktbereiche der Filmarbeit
Film:

> FACING TIME