DIe Banalität des Bösen (A.T.)

Weil es gestern als PDF nicht geklappt hat, habe ich den Text jetzt einfach hier mit reingestellt.

Es sind nach wie vor roheste rororoROHfassungen von drei Szenen; kaum überarbeitet. Ich versuche gerade einfach zu schreiben, damit ich darüber an die jeweiligen Charaktere rankomme, mir sie so erschließe

Es soll um zwei junge Erwachsene gehen die anfangen einen Amoklauf zu planen und feststellen das sie beide ganz andere Ziele haben.

Es soll ein Theaterstück werden.

Rollen:

– Bernd

– Xander

– Herr Freuden

– Schüler, Lehrer, die beiden Mütter (Texte als würden sie interviewt werden)

 

Szene: Bernd und Xander sprechen zum ersten Mal miteinander.

Ort Bushaltestelle; Bernd wartet, Xander kommt dazu.

Xander: Wer bist du?

Bernd: …. Ich bin Schüler.

Xander: Also gut Mr. Schüler – hast du auch einen Namen.

Bernd: Bernd.

Xander: Bernd?…

Bernd: meine Eltern gehörten wohl zu den nicht besonders kreativen sonst hätten sie mich bestimmt Universa-Gallactica genannt.

Xander: …so hieß mein Onkel…

Bernd: Universa-Gallactica?

Xander: Nein! Bernd! Mein Onkel hieß Bernd.

Bernd: Warum sprichst du von ihm als wäre er vorbei?

Xander: Er ist tot.

Bernd: Ah. Das ist… Tut mir leid.

Xander: Du kennst ihn doch gar nicht…!

Bernd: Ja. Stimmt.

Die anderen finden dich total geil. Ich mein, das ist dein erster Tag hier.

Xander: Das ist die Xander-Magic, der wiedersteht niemand!

Die andern sind mir egal. Ich gebe nichts auf diese ganzen Idioten.

Ich wollte dich kennenlernen.

Bernd: Okay.

Xander: Ja.

Bernd: Sah aber anders aus, mit einigen warst du schon richtig dicke.

Xander: Ja, aber das ist nur ein Spiel; verstehst du? Das ist wie die Katze mit der Maus… So… weißt du? Ich spiele.

Bern: (lacht) Sehr schön. Du bist also der König… Und das ist natürlich immer so.

Xander: Was?

Bernd: Dass dich alle geil finden.

Xander: Ja.

Bernd: Und du nutzt es aus.

Xander: Der Mensch ist ein Tier, und jedes Tier kann etwas am besten – jagen, rennen, fliegen und unsere besondere Eigenschaft ist nach Gewohnheiten zu leben.

Bernd: Wie alt bist du eigentlich?

Xander: 19. Zwei mal schon geflogen. Ich bin ein Problemkind.

Was treibst du so?

Bernd: Nichts.

Xander: Du musst doch irgendwas machen.

Bernd: Keine Ahnung.

Xander: Ach komm schon, irgendwas – Boxen, Singen, Mädels,

oder bist du schwul?

Bernd: Nee, bin ich nicht.

Xander: Ach komm, ich red` doch nur Scheiss… Was machst du heute noch?

Bernd: Nichts.

Xander: Mr. Schüler macht nichts. Super!

Bernd: Ich muss jetzt los.

Xander: Bist du immer so?

Bernd: Und du?

Xander: Ja schon.

Bernd: Gut. Dann mach weiter so… Ich muss jetzt (Geht weg)

Xander: Ach komm kleiner. Sei kein Feigling! Lass uns was machen!

Was hast du denn sonst zu tun?

….ist doch eh alles langweilig….

Szene: Gedanken kreisen um ein Ich: Bernd

BERND (vor dem Spiegel):

Ich bin Bernd, hat man mir gesagt; ein einmal süß gewesener, in sich gekehrter, lange jungfräulicher und doch frühreifer, schnell kommender, Bernd. Hallo.

I`M BORN THIS WAY !

ICH BIN WAS ICH BIN !

ICH BIN DOCH NICHT BLÖD !

SAG MAL WOHNST DU NOCH ODER LEBST DU SCHON ?

Dieses ganze Spiel kotzt mich so an; so viel habe ich ausprobiert – Computerspielen, Instrumente spielen, Angeln, Fotografie, ich lese und lese und lese, aber nichts gibt mir ein Gefühl…. und klar das standart-Programm an Drogen und Party, worauf die meißten hängen bleiben, weil es noch am ehesten vorgaukelt dass dabei Gefühle entstehen. Wir shaken unsere ICH`s auf den Dancefloors dieser Welt; WIR verleihen UNS Ausdruck. Sie shaked ihren BODY vor mir, wirft meinem gut gelaunten, ziemlich coolen ICH heiße Heidi-Klum-Artige Blicke zu (MOTHER TEACH THEM) und dreht mir ihren Rücken zu. Mein ICH tänzelt lässig, die Weichteile angemessen dezent kreisend, zu ihr hinüber, bis eben jene zwischen ihren Pobacken ankommen und unsere BODY`s, unsere ICH`s den gleichen Rhythmus annehmen können. Meine Hände gleiten LIKE STEP UP 3 und ziemlich DIRTY auf ihren Bauch und ich flüstere ihr ins Ohr: „Hallo, ich bin Bernd…“

Der Sex ist dann wie immer. Wir versuchen uns aus den leeren Räumen der Einsamkeit zu ficken, stoßen uns aber immer tiefer rein, doch singen trotzdem unser Lügen-Lied: „Oh jah, ich bin am leben, oh jah ich spüre mich !“

Ich schaue morgens in den Spiegel und glaube mir kein Wort, obwohl ich noch gar nichts gesagt habe.

Ich wünschte das wäre mir immer noch einfach egal; ich wünschte ich könnte das einfach genießen! Laute Musik, Demokratie, die Mode, das Essen, unsere Bücher und Gedanken. Die Sonne. Genießen wenn ein Mädchen glaubt, dass ich wirklich so bin und sie deshalb glücklich ist, weil sie ebenso von sich meint, etwas zu sein. Sie hält das für real! Ich will das wieder genießen! Aber ich kann nicht mehr! Es geht nicht mehr. Ich gehe nirgendwo mehr hin. Keine Partys. Kein Angeln. Nur Bücher. Die lenken wenigstens ab.

Wenn ich allein bin. Mich unbeobachtet fühle, dann baue ich immer so kleine Welten. Ich nehme Papierschnipsel und falte sie. So. Dass sie frei stehen können. Ich nehme Büroklammern, Steinchen, Staub, irgendwas und baue so kleine Weltchen auf. Und dort bin ich der König. Dort gibt es nur die Guten. Keine dunklen Ort, keine Löcher, keine Keller…

Ich habe immer wieder den gleichen Traum. Ich stehe vor der Kellertür. Und ich will da rein. Aber vor mir. Auf dem Boden. Liegt ein Zitronenkern und ich muss ihn da wegkriegen. In meinem Traum muss ich das. Ein Zitronenkernchen dass auf den Boden gefallen ist und so glitschig ist, dass ich`s nicht aufheben kann; ich versuch es immer wieder, aber es geht nicht. Immer! Wieder! Aber nichts geht! Und dann zünde ich das ganze Hause an. Ich zünde die beschissene Straße an! Ich laufe Amok! Erst meine Mutter. Dann die Schüler. Dann alle anderen. Sie werden ihre Masken abnehmen und Angst haben! Ich zerschieße all diese Spiegelgesichter! Endlich lasse ich mein wahres Wesen zu. Ich bin der Hausengel, bin Luzifer der Ich-Bringer!

 

(Den Traum in die kleine Welt verlegen?)

 

Ich wache morgens auf und weiß, dass es wieder ein Tag ist an dem ich mich nicht umbringen werde. …müsste ich dann nicht glücklich sein?

Szene: Gewalten

Ort: Wald; Xander hat einen Bogen, Köcher und Pfeile dabei; Bernd trägt Sportklamotten

Xander: Du bist ja total verschwitzt…

Bernd: War auch gerade Laufen. Also Joggen.

Xander: Hast du nie erzählt… Mann, du bist echt ein kleiner Heimlichtuer, Mr. Schüler Hätte ich nicht gedacht dass du auch Sport machst.

Bernd: Na ja… Ich laufe halt.

Und du warst schiessen?

Xander: Ja, siehst du doch.

Bernd: Hast du eigentlich mal auf Tiere geschossen?

Xander: Ja klar. Aber nicht nur mit meinem Bogen.

Ich war schon oft jagen mit einem richtigen Gewehr. In Kanada.

Bernd: Du redest scheiss!

Xander: Nein! Wirklich. Ich habe Fotos gemacht, kann ich dir gerne zeigen. Kann dir auch

die verschiedenen Waffen erklären mit denen ich geschossen habe. Ich habe

sogar mit einer SSG 300 geschossen und…

Bernd: Ja, ja schon gut ich glaub dir ja….!

Xander: Tut mir übrigens leid.

Bernd: Muss es nicht. Kannst ja nichts dafür.

Xander: Ja schon, aber hätte ich das mitbekommen, ich hätte ihm eine reingehauen.

Bernd: Ach komm, du hängst doch auch mit dem ab!

Xander: Ab jetzt nicht mehr – und bevor ich nicht mehr mit ihm abhänge, schlag ich ihm

noch eins in die Fresse! Dieses Arschloch! Macht dich das nicht wütend?

Du musst doch durchdrehen!

Bernd: Ich versteh dich nicht. Dich mögen doch alle, was suchst du eigentlich bei mir?

Xander: Diese ganzen Penner blicken doch gar nichts. Die checken nicht um was es geht.

Aber du, kleiner checkst was!

Bernd: Was „check“ ich denn?

Xander: Na alles! Du durchschaust die doch alle, diese ganzen Wichser, die den ganzen

Tag rumlaufen und Schwachsinn labern und…und…

Bernd: …und ihr, lautes, identitätsstiftendes Lachen rausbrüllen, den ganzen Tag von

Freiheit reden aber dauernd Fotos auf Facebook hochladen, weil sie Angst haben

Sich zu verlieren, sie wollen so real werden. Etwas bedeuten. Dabei vergeht das

alles wenn sie sterben. Aber das will nicht in die Köpfe der Menschen.

Xander: Genau das meine ich doch – alles Fotzenköpfe!

Bernd: Ich würde eher 3805z20z2¨qn¨$t0h sagen, aber ja…

Xander: Na sag ich doch: Fotzenköpfe! Willst du mal schiessen?

Bernd: Ich weiss nicht….

Xander: Ich brings dir bei, ist ganz easy.

Bernd: Und worauf schiessen wir?

Xander: Das ist dein erster Schuss, der muss was besonderes sein. Wir warten auf was

Lebendiges.

Bernd: Hier gibt es doch keine Tiere.

Xander: Doch. Wir müssen nur tiefer rein gehen.

 

3 Gedanken zu „DIe Banalität des Bösen (A.T.)“

  1. Hey Lion,
    hab gedacht, ich schreib auch noch was. Fand es heute richtig gut als du deinen Text vorgelesen hast mit Lucas. Was mich heute irritiert hat, war als sich Xander unvermittelt bei Bernd entschuldigt (Waldszene). Ich war zuerst etwas verwirrt, aber dann wurde klar, dass etwas in der Schule vorgefallen war. Ein Moment, wo der Zuschauer vielleicht zum stocken kommt/irritiert wird. Willst du das? So als Überraschungsmoment?

    Einen anderen Eindruck, den ich noch hatte, war, dass eher Xander, der aggressivere dominantere ist. Du hast ja am Anfang mal gesagt, dass Bernd Xander zum Amok (ver)führt. Ist Bernd doch die Person, welche die Hosen an hat? Und Xander ist einfach nur extrovertierter? Vielleicht kannst du ihre Unterschiede noch deutlicher machen in anderen Dialogen? Oder wenn du mal 2 Monologe gegenüber stellst? Was meinst du?

    Mir ist noch ein Film eingefallen, wo auch zwei Highschool-Jungs gemeinsame Sache machen und den perfekten Mord planen. Der Film heisst: Mord nach Plan (Sandra Bullock spielt den Cop, der die beiden überführen will). Die beiden unterschiedlichen Charakteren der Jungs kommen da sehr gut zum Vorschein.

  2. Ich bin’s nochmal.

    Muss ich einfach noch sagen: der Monolog von Bernd ist genial.
    Fand ich heute morgen schon. Klasse wie du den Sarkasmus hinüberbringst und dieses dass es für Bernd nur falsche Gefühle sind! Diese Stimmung von Bernd kann man richtig gut mitfühlen. Top.

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