Marmelade

Text: Gerhard Meister

Der komplette körperliche und geistige Zusammenbruch kündigte sich in seinem Vortrag, der sich bis in seine zweite Hälfte hinein durch seine intellektuelle und rhetorische Brillanz auszeichnete, dadurch an, dass in eben diesem Vortrag das Wort Marmelade auftauchte, ohne dass dies irgend einen Sinn gemacht hätte, so dass man es als Versprecher und einmalige, nicht weiter bemerkenswerte Fehlleistung hätte zur Seite legen können, aber da tauchte das Wort Marmelade schon wieder auf, unüberhörbar sinnlos in einem ansonsten makellosen Satz und kurz darauf schon wieder, diesmal sogar als Verbum gebraucht, als klebriges Virus überzog Marmelade in mittlerweile allen vorstellbaren Wortformen seinen Vortrag, den er, nach Luft schnappend im Kampf gegen eben diese Marmelade weiterzuhalten suchte, bis seine Rede mitten im Satz abbrach und er vornüberkippte und auf dem Boden aufklatschte, nein, nicht wie Marmelade, sondern als eine von Marmelade gefällte Tanne.

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