best of Joel Kammermann

Einsilbig – 7 Minuten

Ech cha höt ned si
Si cha höt ned
Was esch ou los?
Los zue, seit sie
Los zue, zo mer
Mer passt da ned
Dä Fall im Ton
Dönt Fall ned nätt
Säg ii
Sä esch er nätt dä Fäll?
Säg esch es nor de Ton ned gseh?
Gseh die stoh ond rueh
Ruhig do, wiit wäg, chomm nöch
S esch chalt, chalt eschs
Heisst chalt, heiss chalt
heiss chopf, heiss grend, heisst Angst
Pole
Süd Nord
beid Pole
Im Chopf
Ir Brost
Chom noch
Mach wäg
Wott wenig
Wott meh
Meh wenig
Wenig meh

 

Dankesrede Oscars

Danke Papa
Danke Mama
Danke Danke
Danke Danke
Dank mim Hond
Danke der
Danke üch
Dank üch allne
Dank üch härzlech
Härzlech Dank

Dank der Fäder
Dank de Schreft
Dank em Wort-Satz
Danke üch

Wank im Schlofe
Dank au der
Der üch allne
Härzlech Dank

 

Werberede Politiker

llllll….
aaa….
tr tr tr rrr e gege
fm z z
z sne snez
dnake
nr oke

Krone
Krone kopft
Krone kopft hoch
Krone kopft hoch jetzt
Krone kopft hoch bald
Kein Gift
Im Bau
Kein Gift
Dabei

 

Rohfassung brühend

Rosmarin
ine Soppe ghört Rosmarin
frösche Rosmarin
frösche Rosmarin esch holzig
wiene Chrestbaum
Hart esch Holz
Harz im Holz
verschliesst de Hals,
verchläbt de Buch;
verdeckt de Darm
esst mer ned

Müehsam jedes Blättli zopfe,
e huere Büez, e cheibe Chrampf

De Choch chont hei,
min Metbewohner,
Hoi Choch, hesch guet frogi? Besch früeh zrog? Nüt los ir Beiz?
schöttlet de Chopf,
Joel seit er
ond schöttlet de Chopf
im Stel sent d Arome
d Stel sent gsond
das gebäbele chasch der spare
du schaffsch ned met Plastik
du schaffsch met em Läbe
heb achtig devor.

Ou wenn eine Choch heisst
Läng mer ned drii
Chasch mi sitwärts
röckwärts
vo vore

Vorwörf bruchi ned
ech meines Guet
guet met Pflanze
guet met Mönsche
e guete Mönsch
Guet-Mönsch

Du chonsch met Achtig
Dröck mol uf Bräms
Geb mol s Gas mer

Essisch ke Gmües, nome Fleisch
Suufsch ke Wasser, nome Bier
Chaufsch ke Bio, nor M-Budget

Velech hani ke Bezog, do hesch rächt
Velech fühtls sechs ah wie Plastik, das cha si
Velech weissi ned wos wachst, ganz bestemmt

Aber weisch wem eschs glich?
Weisch wem?
Weischs?

Im Antibiotika-Tier
us Ungarn oder so
Im Chäfig ipfercht
Us rostigem Getter
Met Spaltbode beleid
ond honderte Tier
Gen im Fuetter ond Soja,
Tier- ond Feschmähl
Ke Bewegig möglech
Ke Uslouf e Stond
ke Fröid im Läbe
nor Chranket, Eländ, Tod

Er schötlet de Chopf
Joel seit er
ond schötlet de Chopf
hesch rächt seit er
ond schötlet de Chopf
schötlet ne
ond schötlet
ond schötlet
ond schötlet

Joel du weisch vell
Weisch wies sett laufe
Joel du wottsch vell
Wottsch es guet
Wottsch es besser
Wottsch desi guet
Wottsch desi besser
Desi bessere
Dech bessere
Alles bessere

ech weiss ned vell
seit er
ech wott ned vell
seit er

Aber so de Omgang Joel
esch ned nome Chopf
De Chopf bruchsch zom dänke

ech bruche d Händ
d Händ zom gspöhre
di fini struktur
d Hoor ufem Chrut
s chrebelet
de Fenger

Au wenns Chrut scho tod esch
läbe duets glich
Glich du hesch rächt
velech eschs em glich
ech weiss es ou ned
ech weiss es ned
ech weiss es ned
ech weiss es ned
ech weiss es ned
ech weiss es ned
ech weiss es ned
ech weiss es ned

Exposé zu brühend

Mein Text, der als lyrisch angehauchter Prosatext verstanden werden könnte, erzählt von der Veränderung der Beziehung oder des Bezuges eines Menschen zur Ernährung. Mein Protagonist selbst schildert das Ereignis aus seiner Sicht. Das Ereignis spielte sich zwar in der Vergangenheit ab, nämlich vor wenigen Monaten, wird vom Protagonisten aber im Präsens geschildert. Der Protagonist ist vor etwas mehr als einem Jahr zu Hause ausgezogen, nachdem er die kaufmännische Lehre abgeschlossen hat und wohnt jetzt in einer ziemlich orendtlichen WG, zusammen mit einem Studenten für Elektrotechnik und einem ausgebildeten Koch. Das Verhältnis zu seinen WG-Mibewohnern ist entspannt, solange diese ordentlich bleiben, aber auch nicht freundschaftlich. Gerade zum Koch, weil dieser des oft bis in die Nacht arbeiten muss und dann nicht selten leicht alkoholisiert und nicht auf leisen Sohlen nach Hause kommt. Seit einer Auseinandersetzung diesbezüglich herrscht etwas dicke Luft im Stall. Eigentlich schade, denn trotz seinen „Mängeln“ mag der Protagonist den Koch ganz gut, weil ihm dieser etwas geerdeter vorkommt als der Student, der häufig bekifft rumhängt. Ausserdem will ers gut haben mit den Menschen, will als guter Mensch verstanden werden. Die Geschichte beginnt mit einer Auseinandersetzung des Protagonisten mit seinem WG-Mitbewohner, dem Koch, der ihn für seinen Umgang mit den Kräutern, die dieser gerade fürs Nachtessen hackt, tadelt. Der Protagonist, der sich nicht belehren lassen will und den Angriff in Verbindung zum vergangenen Streit setzt, rechtfertigt sein Tun sein Handeln, bis es dem Koch zu blöde wird. Ein zweiter Teil der Geschichte spielt einige Stunden später. Die Sätze des Kochs lassen nicht ab vom Protagonisten, auch wenn er sich dies nicht eingestehen will. Er entschudligt sich flüchtig beim Koch, weil es ihm wichtig ist, über seinen Schatten springen zu können. Der Klugere gibt schliesslich nach. Jetzt scheint sich die Welt wieder zu drehen, auch wenn der Protagonist sich noch nicht inhaltich mit dem Thema auseinander gesetzt hat. Wieso auch, es ist ja wieder alles im grünen Bereich. Ich brauch mir keine Vorwürfe zu machen, ich ess ja wenig Fleisch. Und wenn auch, das ist Aufgabe der Politik, ich hab sonst viel um die Ohren. Im Kassensturz läuft ein Beitrag über Massentierhaltung in Ungarn. Wo ist nur die beschissene Fernbedienung? Heute ist er kein Huhn mehr.

Ich bin so kacke mit dem Moralkarren unterwegs, hoffe ihn aber durch eine wirkliche Betroffenheit des Protagonisten umgehen zu können. Habe mich entschlossen mich mal so ins Feld zu werfen um dann wieder um zu bauen.

 

brühend

Einleitung:

chli eige dä Groch
chli fein schmöckts glich
chli nöcher näh, dä Täller
zo mer nöch a Buch

mol äne luege
mol dri lose
mol loh loufe
oder stoh loh velech

Meine selbstgestellte Schreibaufgabe befasst sich mit Geschichte Nummer 4 unserer Performance bei der Tankstelle Luzern 2015 im Südpol.

Kurzer Projektbeschrieb:

Unsere Performance richtet den Fokus auf das Thema Presänz durch Absenz. Das Publikum sitzt mit den Performern am Esstisch. Wir warten gemeinsam auf die Suppe. Ich erzähle alltägliche Geschichten, die von Veränderungen meines Bezugs zu Nahrungsmitteln handeln. Jan Beller füttert die Geschichten mit Gerüchen, Klängen (Küchen-Sounds), loopenden Bewegungsqualitäten, alltäglichen Kochhandlungen (leicht ritualisiert), Spiel mit Tischsitten, etc… Man könnte auch sagen, wir kochen gemeinsam eine Suppe in 5-6 Etappen.

Kurzer Ablauf:

  • Geschichte 1: Karotte – Thema Rationalisierung, Industriealisierung
  • Geschichte 2: Zwiebel – Thema Kunst des Kochens
  • Geschichte 3: Huhn – Thema Fremde, kulturelle Unterschiede
  • daraus Absprung: Dikussion der Performer auf Meta-Ebene
  • Geschichte 4: Kräuter – Thema Natur
  • Geschichte 5: Wasser und Salz – Thema die Geschichten lösen sich im Wasser auf, es bleibt die Essenz. Und erst das Salz macht die Suppe geniessbar (Einfluss des Kochens)

Anhaltspunkte der Geschichte 4:

Geschichte 4 könnte Aspekte vorhergegangener Geschichten wieder aufgreiffen und in ein neues Licht setzen. Idee: Mein nerviger WG-Mitbewohner nervt sich an meinem Umgang mit Kräutern. Weil ich den Stil der Kräuter nicht verwende und seines Erachtens die Kräuter wie Plasik behandle. Der gelernte Biobauer, man riechts, schwingt munter die Moralkeule: Er nervt mich mit Youtube Videos über Massenkräuterhandlung und Demeter-Gelaber. Mit verschiedenen Versuchsandordnungen (was passiert alles, bis ich diesen Rosmarin in Händen habe? und wie unterschiedlich kann ich ihn betrachten?) soll meine Beziehung zum Nahrungsmittel verändert werden. Irgendwie verändert sich da auch was bei mir, aber das gesteh ich ihm und mir sicher nicht ein und greiffe deshalb zu einer Überreaktion…

In Geschichte 1 verwandelt sich die Karotte vom Lebewesen zum Objekt für mich. Geschichte 4 könnte hier wieder anknüpfen. Die Meta-Ebene-Diskussion zeigt, dass man das Thema Ernährung nicht mehr verhandeln kann, weil es die Menschen langweilt und nervt. Hier könnte Geschichte 4 die Frage stellen, ob die Diskussion über Ernährung nicht trotzdem notwendig ist? Allgemeines Ziel der Geschichten: Der Zuschauer hinterfragt irgendwann in Zukunft beim Kochen/Einkaufen/Essen ihren Bezug und ihr Bewusstsein für Ernährung/Nahrungsmittel/Kochen. Gefahr: Moralkeule -> deshalb möchte ich sie hier auch konkret zum Thema machen.