Hier geht’s zur Anmeldeseite für die Umfragen.

Politik sorgt häufig für genervte Blicke, Seufzer und Themenwechsel. Muss das so sein?

Warum die Wahlbeteiligung in der Schweiz im internationalen Vergleich eher tief liegt und inwiefern dies problematisch ist, wurde von verschiedenen Instanzen erforscht. Fakt ist: im Jahr 1971 wählten 56.9% der Wahlberechtigten, bei den letzten Wahlen waren es 48.5%.

Grafik: Bundesamt für Statistik, 2015

In der Forschung des Projekt CH+ geht es nicht darum, diese Problematik zu erklären, sondern darum, nach neuen Lösungsansätzen zu suchen. Insbesondere soll analysiert werden, wie die Kommunikation von politischen Inhalten verbessert werden kann. Dazu machen wir einen Abstecher zu den Motivationsmechaniken aus der Welt der Spiele.

Unsere Untersuchung während den Parlamentswahlen 2019 hat zwei Hauptteile: Neben der Evaluation eines App-Prototypen werden drei Onlineumfragen durchgeführt.

In diesen Umfragen ist die Verbindung zu Games eventuell nicht immer auf den ersten Blick sichtbar. So ist es jedoch auch mit vielen Motivationstechniken, denen wir im Alltag ausgesetzt sind.

Die Gegenwärtige Situation

In 2003 wurden Schweizer Nichtwähler erstmals kategorisiert (Bühlmann, Freitag, & Vatter, 2003). Seit 2015 gelten in der Schweiz folgende Nichtwählerprofile (Fatke & Freitag, 2015): Es gibt die zufriedenen Desintressierten, die Inkompetenten (sehr charmant), die sozial Isolierten, die politisch Verdrossenen, die Abstimmenden und die unkonventionell Partizipierenden.

Illustriert nach der Forschung von Fatke & Freitag, 2015.

Laut easyvotes neustem Politikmonitor ist eines der grössten Probleme von 15-25 Jährigen, dass keine Partei ihren Interessen entspricht (Golder & Jans, 2019). Die zunehmende Zahl von Wahlzetteln, welche ohne Parteibezeichnung abgegeben werden, lässt sich als Wiederspieglung dieses Forschungsergebnisses deuten.

Illustriert nach Daten des Bundesamts für Statistik, 2015.

Wie 2015 von Fatke und Freitag dokumentiert, spielt auch die mangelnde Kenntnis von Kandidierenden eine Rolle. Insbesondere angesichts der zunehmenden Versachlichung der Politik, könnte dieser Punkt bei den kommenden Wahlen noch zentraler sein. Wenn sich WählerInnen weder mit Parteiideologien identifizieren, noch Kenntnis von oder Vertrauen in Kandidierende haben, erscheint die Beteiligung an den Wahlen –  aus der Wählerperspektive – eventuell nicht sonderlich attraktiv.

Knackpunkt Kommunikation

Informationen und Geschehnisse in der Schweizer Politik werden von unseren Institutionen (den Parlamentsdiensten, der Bundeskanzlei, den Medien, NGOs, etc.) detailliert dokumentiert, aufgearbeitet und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die Berichte sind transparent und ausführlich, je nach Thematik, Kanton oder Anzahl der Kandidierenden jedoch überwältigend. Die Beschreibungen der Sachverhalte sind zugänglich, eine Auseinandersetzung mit ihnen allerdings oft mit grossem Aufwand verbunden. Für viele ist der Aufwand zu gross, trotz der Bemühungen aller Beteiligten. Wie könnte man also diesen Aufwand weiter vermindern?

«Der Wähler ist König»?

Digitale Medien bieten neue Kommunikations- und Informationsmöglichkeiten. Ein gutes Beispiel dass, und wie digitale Kommunikation funktioniert, sehen wir heute unter anderem im Onlinemarketing.

Um die Bedürfnisse von Kunden zu kennen, werden Daten gekauft, verkauft und bis ins kleinste Detail analysiert. Von Cookie-Tracking über Mikrofon- oder Bildschirmaufnahmen ist alles dabei und erlaubt, solange der User die «Terms und Conditions»  akzeptiert. Nun ist es natürlich verwerflich diese Taktiken zu nutzen, um die Interessen der Stimmbevölkerung besser nachvollziehen zu können. Höchstens von dem Elan, mit welchem Firmen versuchen ihre Konsumenten zu verstehen könnte man sich inspirieren lassen. Hier kommt uns zugute, dass uns zahlreiche, veröffentlichte Studien zu Kommunikation, Motivation und Usability zur Verfügung stehen.

In dieser Hinsicht würde «Der Kunde ist König» zum Vorbild für «Der Wähler ist König» – zumindest, was die Kommunikation betrifft. Wie will die Wählerschaft angesprochen werden? Und wie geht man auf die Wünsche der Wählerschaft ein, so dass informationstechnisch ein hohes Niveau aufrecht erhalten, und ein Verzerren von Tatsachen vermieden wird?

In den nächsten Monaten werden wir der Beantwortung dieser Frage gemeinsam näher kommen. Falls Du deine Gedanken zu politischer Kommunikation teilen möchtest, kannst Du dich gerne hier zur Teilnahme bei den Umfragen anmelden. Am Montag geht es los!

Bis dann!


Quellen

https://www.researchgate.net/publication/303672323_Wollen_sie_nicht_konnen_sie_nicht_oder_werden_sie_nicht_gefragt_Nichtwahlertypen_in_der_Schweiz

https://www.researchgate.net/publication/260696347_Die_schweigende_Mehrheit_Eine_Typologie_der_Schweizer_Nichtwahlerschaft

http://www.politik-stat.ch/nrw2015CHwb_de.html#WahlbetSchweiz

https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/kataloge-datenbanken/tabellen.assetdetail.261375.html

easyvote Politikmonitor 2018