Was passiert, wenn ein «grosser Fisch» in die gleiche Richtung schwimmt? Man arbeitet zusammen!

Am Donnerstag war ich bei der Republik zu Besuch. Der Grund: Ein schlauer Kopf hatte die gleiche Idee gehabt wie ich. Nach dem Treffen kann man sagen: Zwei «super-likes» & «it’s a Match»! Zusammen mit dem Head of IT Thomas Preusse, Software Entwickler Patrick Venetz und meinem Mentor René Bauer unterhielten wir uns über die Entstehungsprozesse, die Gemeinsamkeiten und die Unterschiede unserer Konzepte.

Was bedeutet das für das Projekt CH+?

Ich staunte nicht schlecht, als «Wahltindär» Ende vorletzter Woche zum ersten Mal auf meinem Twitterfeed auftauchte. Erst war ich etwas schockiert nichts von dieser Initiative gewusst zu haben, doch mittlerweile bin ich wieder zuversichtlich wie eh und je.

Denn es steht fest: die Vermischung von Games und politischer Kommunikation findet in der Öffentlichkeit Anklang.

Da dachte also jemand auch so.

Wer auf diesem Blog unterwegs ist weiss, dass ich mein Konzept nicht direkt teile. Grund dafür ist, dass meine Idee noch nicht vollständig ausgereift und dadurch nicht «schützbar» ist. Konzeptblätter werden nur an Beteiligte geschickt, die App nur Testpersonen in die Hände gegeben. Bis auf einen mit «Wahl-Tinder» betitelten Post, der vor fast 3 Monaten auf Linkedin geteilt wurde, blieben Einzelheiten des Konzepts bisher ungeteilt mit der Öffentlichkeit. Mein CH+ Konzept beschränkt sich sicherlich nicht nur darauf, das Tinder-Element mit politischen Wahlen zu verbinden. Dieser Punkt wäre aber einer der Innovationsfaktoren gewesen.

Am Freitag vor einer Woche sah ich einen Retweet auf meinem Twitterfeed, mit einer bekannten Idee.

Twitter Beitrag, 12. September 2019:
Linkedin Beitrag, Ende Juni 2019:
“Wahl-Tinder! Im Rahmen ihrer Masterarbeit an der @Zürcher Hochschule der Künste arbeitet Sophie an einem Game, dass junge Menschen im Herbst an die Urne bringen soll. […]“

Twitter Beitrag, 12. September 2019:
«Frühmorgendliches Wahltindärn mit der @RepublikMagazin. Smartvote einen Schritt weiter gedacht. Gefällt.»

Meine Reaktion sah etwa so aus:

Mit allen Akteuren hatte ich bereits im Vorfeld Kontakte geknüpft, ein gutes Verhältnis aufgebaut. Es gab also nur eins: Ich arrangierte ein Gespräch mit der Republik, den Machern von Wahltindär.

Bei einer Flasche Club-Mate, an der Sihlhallenstrasse 1, gings um politische Kommunikation und Dating Apps. Das populäre Tinder-Swiping als Kommunikationstool zu verwenden, ist mittlerweile in einigen Bereichen gang und gäbe. Die Verbindung zu den Parlamentswahlen zu machen ist relativ neu. Innerhalb der Republik kam die Idee von Thomas – eine super Idee, wie wir uns zum Schluss unseres Treffens lachend einigen konnten.

Wahltindär!

Kandidatentinder spielt also nicht nur im Konzept von Projekt CH+ eine Rolle. Noch viel wichtiger: Nicht nur im Projekt CH+ interessiert man sich für die Gamifizierung der politischen Kommunikation. Mit ihrem Wahltindär beweist die Republik, dass die Thematik der spielerischen Auseinandersetzung mit Politik in grossen Kreisen aktuell ist – und, dass die Umsetzung der Idee (Beispiel Wahltindär) bei den meisten Menschen gut ankommt.

Bild: Republik «Wahltindär»

Die Diskussionsbeiträge in dem Beitrag der Republik lese ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Einerseits war ich mit der Umsetzung meines eigenen Konzepts mangels finanzieller Mittel «zu langsam», andererseits bestätigt sich meine Prognose: Gamifizierung und politische Kommunikation können sehr gut zusammenpassen. Wahltindär ist ein erster Erfolg.

Warum das eine gute Sache ist

1) Wahltindär: Games für Demokratie

Das Konzept wird positiv aufgenommen – wir sind also auf dem richtigen Weg. Der Ansatz «Games für Demokratie» stimmt.

2) Reichweite Wahltindär

Ich bin ein «kleiner Fisch». Meine Reichweite ist noch sehr beschränkt – und auch mein Zielpublikum unterscheidet sich von dem der Republik. Die Republik hat jetzt aber etwas veröffentlicht, was im Moment mehr Reichweite hat, als mein Konzept es für diese Wahlen hätte haben können. Um Aufmerksamkeit für die Parlamentswahlen zu generieren, ist die Veröffentlichung ihres Apps deshalb als sehr positiv zu bewerten.

3) Separater In-Depth Test

Die Tinder-Mechanik ist ein Aspekt meines Konzepts, welcher jetzt durch Wahltindär getestet wird. Das ist jetzt also ein Punkt, den ich an meinem Konzept nicht mehr untersuchen muss.

4) Games und politische Kommunikation

Während meiner Reisen durch die Schweiz machte ich die Beobachtung dass viele Game Designer politisch interessiert sind – und viele Politikexperten nutzen Spiele als Vermittlungstools.

Meines Erachtens würden diese zwei Gruppen profitieren, wenn sie sich öfter zusammenschliessen würden. Vielleicht ist dies der Anfang einer engeren Zusammenarbeit zwischen unseren Branchen.

Mit der Republik mache ich hier einen Anfang.

Die Republik

Da der CH+ Prototyp im kleineren Rahmen getestet wird, haben Patrick und Thomas zugestimmt, dass ich einige anonymisierte Daten zum Wahltindär für meine Forschung verwenden darf.  Diese zusätzliche Datenbasis trägt zu einer höheren Aussagekraft meiner Forschungsergebnisse bei.

Im Oktober ist ein weiteres Treffen mit Patrick und Thomas geplant. Ich bin gespannt, was durch Austausch und Zusammenarbeit in Zukunft noch alles möglich sein wird.


Lieber Thomas, lieber Patrick, danke für diesen Austausch. Ich freue mich auf unser nächstes Treffen!