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Medien- und Informationszentrum der Zürcher Hochschule der Künste
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Blut & Staub – Wenn Reststoffe zu Werkstoffen werden

Sonderpräsentation Gewerbemuseum Winterthur in Zusammenarbeit mit dem Materialarchiv der Zürcher Hochschule der Künste
1. März bis 1. September 2024

Sind Reststoffe aus der Bauindustrie, der Lebensmittelverarbeitung, der Textilherstellung und der Tierhaltung die Rohstoffe der Zukunft? Die Sonderpräsentation im Gewerbemuseum Winterthur stellt eine Reihe von Studien, Projekten und bereits erprobten Neuentwicklungen vor, die (potenzielle) Lösungen für einen ressourcenschonenden Umgang mit Rohstoffen versprechen. So setzt «Blut & Staub» der aktuellen Produkt- und Wegwerfkultur eine wertschätzende Nutzung von Rest- und Abfallstoffen als Werkstoffe entgegen und stellt Denkanstösse zur Diskussion.

Materialien aus Experimenten © Zürcher Hochschule der Künste ZHdK

Bei der Gewinnung und Weiterverarbeitung von Materialien fällt immer etwas ab. In industriellen Produktionsanlagen, auf Baustellen oder in Werkstätten, aber auch beim Umformen, Veredeln oder Verpacken entstehen Stoffe, die oft ungenutzt bleiben und thermisch entsorgt, deponiert oder sogar exportiert werden. Ebenso bilden Abbruchmaterialien oder Altstoffe grosse Mengen an Material, die entsprechende Verarbeitungen nach sich ziehen, in der Entsorgung wie in Recyclingsystemen.

Die aktuelle Produkt- und Wegwerfkultur steht stark in der Kritik und es wächst zusehends ein Bewusstsein dafür, dass ein ressourcenschonender Umgang mit Rohstoffen dringend nötig ist. In der Produktentwicklung, an Forschungsinstituten und Hochschulen wird intensiv an Alternativen zu herkömmlichen Primärstoffen und Herstellungsverfahren gearbeitet, die Abfallstoffe und Reste als Wertstoffe verstehen: Statt thermisch entsorgt, deponiert oder exportiert zu werden, liessen sich die immensen Mengen der anfallenden, bislang ungenutzten Stoffe zur Gestaltung neuer Materialien und Gegenstände nutzen. Sind also Reststoffe aus der Bauindustrie, der Lebensmittelverarbeitung, der Textilherstellung und der Tierhaltung die Rohstoffe der Zukunft? Und könnten dereinst sogar Stoffe wie menschliche Ausscheidungen und Haare oder auch Kohlendioxid und Feinstaub verwertet werden?

Shards, DE (Lea Schücking). Fliesen aus Bauschutt und Altglas © Shards

Die Sonderpräsentation fokussiert eine wertschätzende Nutzung von Reststoffen als Werkstoffe und macht auf das unausgeschöpfte Potenzial von Materialien aufmerksam, die heute immer noch als Abfallstoffe bezeichnet werden. Anhand von Forschungsarbeiten, Studien und experimentellen Projekten, aber auch mit Blick auf innovative Neuentwicklungen und bereits wirtschaftlich bewährte neue Materialien und Produkte wird eine Bandbreite von Denkanstössen zur Diskussion gestellt.

Ausgewählte Themenbereiche

  • Tierische Abfälle: von Taschen bis Steckdosen
  • Abfälle der Lebensmittelindustrie: von Besteck bis Hocker
  • Bauschutt und Industrieabfälle: von Glasuren bis Isolationssteinen
  • Rohstoffe von lebenden Tieren: von Dämmstoffen bis Verbundwerkstoffen
  • Unsichtbare Stoffe, Umweltbelastung: von 3D-Druck-Filamenten bis Autoreifen
  • Ekel und Befremden: von Vasen bis Ölbindematten
  • Innovation und Forschung: von Kunststoffbeschichtungen bis Textilien und Klebstoffe

Mit Projekten von: Céline Arnould, CH / Sabina Brägger, CH / Byron Clark, UK / FluidSolids AG, CH & Shibuleru, Lukas Scherrer, CH / Formafantasma, IT / Souhaïb Ghanmi, CH / Max Greiner, DE / Isolena Naturfaservliese GmbH, AT / Tiziana Halbheer, CH / Hot Wire Extensions, CH / Kaffeeform GmbH, DE / Sinae Kim, UK/SK / Ville Kokkonen, CH/FI / Leonor Kotoun, CH / Museo della Merda, IT / Julian Nachtigall-Lechner, DE / Plastic Innovation Competence Center, PICC, CH / Raúl Laurí Design Lab, SP / RECUP’HAIR, CH / Renewcell, SE & H&M, SE / Laura Lynn Reyes, CH / Rhino Machines Pvt. Ltd., IN / Ruckstuhl, CH / Shards, DE /Solidwool, UK / Studio Billie van Katwijk, NL / Studio Peipei, DE / Studio ThusThat, NL / swisspor AG, CH / Texaid, CH / The Tyre Collective, UK / Vuna GmbH, CH / WaterHub, Empa/EAWAG & Sandec, CH / Whisperwool, AT / Zelfo, DE & Inga Aleknaviciute, DE / u. a.

Sowie Projektarbeiten von Studierenden der Zürcher Hochschule der Künste ZHdK, CH / Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle, DE / ELISAVA Barcelona School of Design and Engineering, ES / Hochschule Luzern HSLU, CH

Eröffnung

Donnerstag, 29. Februar 2024, 18.30 Uhr, Gewerbemuseum Winterthur

Informationen zur Ausstellung Gewerbemuseum Winterthur

Titelbild: Elos, 2021. Souhaïb Ghanmi, CH BA Diplom-Projekt, ECAL Industrial Design, Lichtschalter und Steckdosen basierend auf Knochenmehl. © Souhaïb Ghanmi