Kategorie: Talks (Video)

Aufgezeichnete Referate | Recorded Talks

Das Ende der Montage: Webdocs und Virtual Reality

von:  Matthias Leitner

«Aristoteles war kein Game Designer.» Eine vermeintlich simple Feststellung, die aus Gamerkreisen immer dann laut wird, wenn klassische Geschichtenerzähler aus den Bereichen Film & Fernsehen sich daran machen Spiele und interaktive Erzählwelten zu kreieren.

«360 Grad Video ist keine Virtuelle Realität.» Noch so eine Feststellung und eine Kampfansage, deren Implikationen keinesfalls trivial sind. Vor allem dann nicht, wenn Filmschaffende eben doch versuchen, mit den Ihnen gewohnten, kunstfertig angewandten Instrumentarien des Storytellings und der Montage in VR-Welten, eine Dramaturgie zu erarbeiten.

Wie verändert sich das Erzählen von Geschichten in interaktiven Welten? Was können und müssen Filmschaffende von Games & User-Experience-Designern lernen? Warum war Aristoteles kein Game Designer und wird auch niemals einer werden?

 

> Matthias Leitner

Die Montage als Stifter von Sinn und Bedeutung bei Johan van der Keuken

von Britta Hartmann

Zu den Dokumentarfilmern, die ihre Montagearbeit in schriftlichen Selbstzeugnissen, Arbeitsnotizen, Analysen aus dem Schneideraum und auch in Interviews immer wieder reflektiert haben, gehört Johan van der Keuken (1938-2001). Der 80. Geburtstag des Fotografen und Filmemachers soll zum Anlass genommen werden, über die Rolle der Montage als Stifter von Sinn und Bedeutung nachzudenken. Besonderes Augenmerk soll dabei den Zwischen- oder Schnittbildern, den zuweilen verblüffenden Cutaways bei Johan van der Keuken gelten. Die vermeintlich marginalen kleinen Einschübe – situative Details, aber auch Material aus gänzlich anderen Zusammenhängen, nach dessen semantischer Verklammerung gesucht werden muss -, sind eingebunden in eine den Gegenstand umkreisende, ihn insistierend befragende Form der politischen Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit.

 

> Britta Hartmann


 

Die Magie der Montagesequenz

Die Montagesequenz ist eine sehr vielseitige filmische Erzählform, die unserem Handwerk viel Raum für die filmische Gestaltung lässt.
Ich möchte zwei beispielhafte Montagesequenzen aus zwei unterschiedlichen Filmen (Above and Below und Cahier Africain) genauer analysieren.
Was war unsere Intention, was wollten wir erzählen? Welche Stimmungen erzeugen? Was für Roh- bzw. Ausgangsmaterial stand dafür zur Verfügung? Wie habe ich die Montagesequenz in den filmischen Fluss eingefügt? Wie arbeitete ich dabei mit Ton und Musik? Was für eine Auswirkung hat die Montagesequenz auf den gesamten Film?
Mein Ziel ist es, in meinem Vortrag an Hand dieser zwei konkreten Beispiele einen Einblick in den für mich noch immer magischen Entstehungsprozess eines Filmes während der Montage zu geben.

 

> Kaya Inan

Beuys: Montageprinzip und Schneiden im Kollektiv

von Stephan Krumbiegel und Olaf Voigtländer

Die Gestaltung der Montage hat für die Erzählung des Films eine entscheidende Rolle gespielt. In ihrem Vortrag beleuchten die beiden Editoren, Stephan Krumbiegel und Olaf Voigtländer, ihr Gestaltungskonzept und den Prozess in der Arbeit zu zweit. Von Beginn der Produktion an hatten sich alle Seiten auf das Ziel geeinigt, einen in gestalterischer Hinsicht ausserordentlichen Dokumentarfilm zu erschaffen. Im Vordergrund des Montageprozesses standen Fragen zum Umgang mit dem Archivmaterial, insbesondere nach der Entscheidung sich nahezu gänzlich vom gesprochenen Wort von Beuys’ Weggefährten zu lösen und stattdessen der filmischen Beobachtung und den Aussagen Beuys im Originalmaterial den hauptsächlichen Erzählraum zu geben. Die beeindruckende Vorarbeit von Andres Veiel und Monika Preischl, die die Archivrecherche durchgeführt hat, war dafür elementare Grundlage. Archivmaterial hat u.a. ein Stigma des Vergessens. Eine erneute Annäherung aus der gegenwärtigen Zeit, in der Kunstbegriffe, Gesellschaftsbegriffe, filmisches Bewusstsein und technische Möglichkeiten sich verändert haben, führte zu Entdeckungen im „verstaubten“ Archiv. So entstand aus dem Material eine filmische Vorstellung davon, die Elemente Film, Video, Foto und Tonband/Kassette belebend zu verbinden.

„Was macht Beuys heutig?“ und „Wodurch zeichnen sich heute aktuelle Dokumentarfilme aus, die eine bekannte Persönlichkeit posthum portraitieren? – Das waren nur zwei von vielen Fragen, die sich dem Team von Anfang an stellten. Die präzise inhaltliche Regiearbeit von Andres Veiel konnte das ‚Was’ des Films sehr früh benennen, das ‚Wie’ galt es zu entwickeln. Der Prozess war in höchstem Maße kollaborativ und schloss sowohl Filmmusik als auch Grafik/Animation sehr früh mit ein.

Der Vortrag bietet Einblicke in die Arbeit der Editoren am Beispiel von Filmsequenzen, Skizzen und filmischen Leitbildern, die als Inspiration dienten.

 

> Stephan Krumbiegel   > Olaf Voigtländer    > Beuys


 

MARGARETE JAHRMANN

Jahrmann arbeitet als KünstlerIN, KuratorIN und ForscherIN und war seit 2003 eine führende Figur in der aufstrebenden Szene der Spielkunst. Sie ist Professorin für Game Design an der ZHdK und Dozentin an der Universität für angewandte Kunst Wien. Sie erhielt wichtige Auszeichnungen für Medienkunst als 2003 PrixArsElectronica Auszeichnung für interaktive Kunst und 2004 Transmediale Software Arts Award Berlin. 2013 kuratierte sie eine große Alternate Reality-Forschungsausstellung in der Kunsthalle Wien und veröffentlichte ein Buch mit den Forschungsergebnissen im Verlag für moderne Kunst, Nürnberg.