Sind wir nach dem Studium arbeitslos?

In letzter Zeit ist mir aufgefallen, dass einige unter uns ausgesprochen desillusioniert sind bezüglich unseres Studiums. Viele sehen für sich keine Zukunft als IndustriedesignerIn, unter anderem da die Anzahl der Arbeitsplätze in der Schweiz sehr beschränkt ist für diese Sparte. Von unseren DozentInnen wurde diesbezüglich bisher auch nicht wirklich Optimismus verbreitet, sie zeigen uns keine alternativen Wege für das Leben nach dem Studium. Doch wenn man Industriedesign studiert heisst das nicht zwangsläufig, dass man auch IndustriedesignerIn werden muss. Während meines Berufsalltags habe ich schon eine Vielzahl von Elektroingenieuren kennengelernt, die eben NICHT als Elektroingenieur tätig waren, sondern als Manager, System Engineer, Verkäufer von Elektrokomponenten, Test Engineer, CEO, Patentingenieur und vieles mehr. Das gleiche gilt für Industrial Design. Es gibt eine Vielzahl von Berufen, die optimal für die Fähigkeiten, die wir hier erlernen, passend sind. Hier wären einige Beispiele angeführt:

Technische/r RedaktorIn:
Wer sehr gute Sprachkenntnisse in Englisch und Deutsch vorweisen kann, hat sehr gute Chancen nach dem Studium in diesen Beruf einzusteigen. Warum? Es ist eine gesuchte Fähigkeit neben Text auch die passenden technischen Illustrationen zu entwerfen wie etwa Explosionszeichnungen. Wir sehen die Produkte aus der Sicht des Users und schreiben daher mit hoher Wahrscheinlichkeit bessere Manuals als die EntwicklerInnen selbst.

Im Bereich Konstruktion:
Vor kurzem habe ich eine Stellenausschreibung gesehen, in der ein Konstrukteur ODER ein Industriedesigner (m/w) gesucht war. Unsere 3D CAD Skills sind nach dem Studium so gut, dass man auch gute Chancen in diesem Berufsfeld hat. Eine Firma kann durchaus Interesse an einer Person haben, welche konstruieren und professionell designen kann, vor allem wenn sich ein/e 100% Inhouse DesignerIn nicht für sie lohnt, da sie zu wenig neue Projekte haben.

ManagerIn oder ProjektleiterIn:
Die Fähigkeit Ideen der MitarbeiterInnen oder KundInnen innert kürzester Zeit auf Papier zu bringen ist ein sehr guter Skill für diese Tätigkeiten. Eventuell ist eine Weiterbildung im Bereich Management notwendig, aber dafür gibt es schliesslich MBAs.

Selbstständigkeit/CEO/Start Up Co-Founder:
Wenn es keine Arbeitsplätze für IndustriedesignerInnen gibt, dann kann man sie immer noch selbst kreieren. Der Weg der Selbstständigkeit ist für jede/n von uns offen. Man könnte sich auch einer Start Up Unternehmensgründung anschliessen oder gar selbst initiieren. Auch hier sind unsere Fähigkeiten definitiv gefragt.

Des Weiteren kann man auch als IllustratorIn, GrafikerIn, 3D Visualizer, DozentIn, UI DesignerIn oder in einen anderen Design Beruf tätig sein. Als Designer zählen schlussendlich nicht die Noten oder der Abschluss an Hochschule XY, sondern das Portfolio. Daher ist auch der Quereinstieg in andere Designbereiche durchaus denkbar, man muss lediglich die notwendigen Skills im Portfolio unter Beweis stellen.

Wir studieren Design (mit der Vertiefung Industrial Design). Wenn man uns das an der ZHdK auch entsprechend vermitteln würde, dann wären viele Existenzängste wohl gar nicht erst aufgekommen. Ich überlege eine Kritik über das Industrial Design Department an der ZHdK zu schreiben, da ich den Unmut von vielen meiner StudienkollegInnen wahrgenommen habe und diesen gerne schriftlich festhalten würde. Die Unzufriedenheit ist sehr breit gefächert und betrifft unter anderem das Feedback/die Bewertung, den Mangel an Nachhaltigkeit, mangelndes Vertrauen in die Wirtschaftlichkeit des Studiengangs und vieles mehr. Es geht darum Antworten für Fragen zu finden:
Was sollte im Industrial Design Department gelehrt werden?
Wie sieht das „perfekte“ Industrial Design Studium aus?
Welche Schritte sind notwendig um den Studiengang zu optimieren?

Ein Gedanke zu „Sind wir nach dem Studium arbeitslos?“

  1. Zwar braucht es sicher noch einige „Verkleinerungen“, Eingrenzungen und Fokussierung (weil das, was du skizzierst den Rahmen bei weitem sprengt), aber: diesen Essay will ich lesen!

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