Was bedeutet die D.I.Y. Bewegung für den Industriedesigner

Szenario:

Mario und Sandra Muster sind um die 30 Jahre und ziehen in Ihre erste gemeinsame Wohnung. Weil es eine alte Wohnung ist und es doch einiges zu tun gibt, wollen sie Geld sparen und ihre Möbel und Schränke selber schreinern. Sie gehen in den Baumarkt und kaufen Material und Werkzeuge, um sich ihre ganz individuelle Wohnung einzurichten, denn ein wenig spezieller als IKEA sollte es schliesslich schon sein.

Wo kommt hier der Schreiner und der Designer ins Spiel? Genau diese werden mit der D.I.Y. Mentalität übergangen, und die lokalen Büros welche auf solche Paare wie Mario und Sandra angewiesen wären stehen ohne Arbeit da. So verdienen sich riesige Baumärkte das Geld, welche auch hätte in ein lokales Geschäft hätte einfliessen können.

Was muss also der Produktdesigner ändern, wenn er trotzdem mit seinem Geschäft erfolg haben will? Es ist nicht damit getan, etwas besseres anzubieten, was teuerer ist. Er muss bessere Konzepte haben, etwas anbieten, was der einfach Hobbyhandwerker nicht kann. Dies kann beispielsweise durch grössere Produktion, was den Preis pro Stück drücken mag, durch spezielle Verfahren, oder einzigartige Materialien unnachahmbare Produkte anbieten. Und wenn man als Industriedesigner nichts besseres als ein durchschnittlicher Hobbybastler anbieten kann, ist man vermutlich in der falschen Berufsgruppe.

halb so gut, dafür selbst gemacht

Wieso gibt man sich mit halb perfektem Selbstgemachtem ab, wenn man auch vom Profi gefertigtes haben kann. Genau so geht es mir auch mit dem Bier brauen. Ich braue mein eigenes Bier bei mir zu Hause in der Küche. Craftbeer ist teuer und so habe ich mir gedacht, das kann ich auch selber. 23 Liter maximal ist die Ausbeute von ca. 3 Tagen Arbeit. Ich erweitere ständig meine Brauutensilien und gebe Geld für spezielle PVC Schläuche und seltene Hefen aus aller Welt aus. Wenn ich es mittlerweile anschaue, kann der finanzielle Aspekt kaum mehr als Grund für mein Hobby sein. Wieso erspare ich mir diese Arbeit also nicht, wenn ich auch in speziellen Läden gute Biere bekomme? Für mich ist es vor allem die Freude am ausprobieren. Wie verändert sich mein Produkt, wenn ich Nuancen verändere oder verschiedene Hefen zum vergären verwende. Es ist der Bezug der sich völlig verändert durch die Handarbeit. Der Stolz, wenn ich wieder einmal ein richtig leckeres Bier hinbekommen habe, genauso wie der Frust, wenn es mir nicht so gelingt, wie ich es mir vorgestellt habe, machen die Arbeit aus. Diese persönliche Bezug zu einem Objekt oder Produkt lässt mich Geld und Zeit zu verschwenden, die ich auch anders einsetzten könnte. Wobei, ist es denn verschwendete Zeit, wenn es einem Freude bereitet? Wohl kaum.

Von der Uni zur Hochschule

Ich glaube viele Leute denken es ist ein Abstieg von der Uni an die „Kunsti“ wie sie es dann nennen. Wenn mich Leute fragen wo ich denn studiere und ich darauf antworte: „a dä ZHdK“ kommen nicht selten Kommentare wie „ah, du bisch dämfall eine vo däne Künschtler?!“ oder „fädiensch da überhaupt Gäld?“. Ich denke allein der Stellenwert von einer Kunsthochschule ist nicht der selbe wie der einer Universität.

Tatsächlich sind, obwohl es eigentlich nach einem nicht so grossen Unterschied klingen mag, die Universität Zürich und die ZHdK doch sehr verschieden. Wenn ich diese beiden Institutionen, welche ich erlebe, oder erlebt habe, vergleichen müsste, könnte ich vermutlich ganze Bücher schreiben. Die essentielle Aufgabe, für beide Institutionen lautet jedoch gleich: Es soll Menschen auf Ihrem Berufsweg und die Wissenschaften mit neuen Errungenschaften weiter bringen.

In meinem letzten Beitrag habe ich geschrieben, dass ich das Gefühl habe, nur an der Oberfläche von Themen zu kratzen, und nicht tief in die Materie einzutauchen. Und daraus schliesse ich, dass ich nach meinem Bachelor noch gar nicht berufstauglich bin. Wenn ich es aber mit meiner Freundin vergleiche, welche Geografie an der Universität abgeschlossen und danach ein Praktikum absolviert hat, in welchem sie sich erst nach neun Monaten langsam befähigt sah sich bei richtigen Projekten zu beteiligen, ist der Unterschied von Uni und Hochschule doch nicht so extrem wie gedacht.

Zwischenfazit

Mit der Abgabe des Kunststoffprojektes endete unser erstes Jahr an der ZHdK, zumindest auf dem Papier, denn das Essay schreibt sich schliesslich nicht selbst. Es ist also Zeit für mich eine Zwischenbilanz zu ziehen. Ich habe mir das vorgenommen, weil ich mit einigen der diesjährigen Abschlussklasse darüber gesprochen habe, ob sie sich wieder für diesen Studiengang entscheiden würden, und was sie gerne gelernt hätten, es aber nicht gemacht haben.

Diese Fragen stelle ich mir nun, so dass ich hoffentlich Einfluss nehmen kann, bevor das Studium schon zu Ende ist. Dafür analysiere ich zuerst wie mein erstes Jahr hier war.

Ich habe einerseits viel über Design gelernt, andererseits habe ich irgendwie immer das Gefühl, dass wir mit dem Stoff und den Projekten nur an der Oberfläche kratzen, und nicht so tief in die Materie gehen wie ich mir dies vorgestellt habe. Vielleicht ist dies auch noch ein bisschen viel verlangt für das erste Jahr. Ich denke ich habe relativ viel Zeit investiert, um die Projekte meinen hohen Ansprüchen gerecht abzuschliessen. Dabei sehe ich aber noch nicht wirklich in welche Richtung mich dies nach dem Bachelor bringt.

Was will ich aus dem Rest meines Studiums mitnehmen?

Vor allem will ich bei Projekten mitarbeiten, bei denen Leute von verschieden Fächern dabei sind. Ich denke dabei beispielsweise an die Zusammenarbeit mit der ETH. Die Arbeit in Gruppen wird in der Arbeitswelt des Industrialdesigners sehr wichtig sein, und viel relevanter für mich, wie alleine an einem Haushaltsgegenstand herum zu tüfteln.

Ich will viel lesen. Wir haben hier an der ZHdK ein gewaltiges Angebot, uns selbstständig einen Überblick zu verschaffen, oder auf ganz spezifische Themen einzugehen.

Ich möchte mehr eigene Projekte nebenbei führen. Ebenfalls weil wir hier unglaubliche viele Möglichkeiten in den Werkstätten haben.

Was ich vorallem gemerkt habe ist, wie wichtig in meiner Zukunft Eigeninitiative sein wird, und das ist nicht gerade eine Stärke von mir. Bis jetzt zumindest. Ein wichtiges Ziel im Studium von mir ist es also mehr Initiative zu ergreifen. Wie werden sehen wohin mich das bringt.

 

Basiswissen: Fluch oder Segen?

Vor ungefähr einer Woche bin ich mit Kollegen aus meiner Sekundarschulklasse nach langem wieder mal etwas trinken gegangen. Hier ist mir mal wieder aufgefallen, wie unterschiedlich sich unser Berufsweg entwickelt hat. Die einen arbeiten schon seit zehn Jahren auf dem gleichen Beruf, und ich habe mich vor allem schulisch weitergebildet mit Gymi, abgebrochenen Studiengängen, Propädeutikum, etc.

Einer meiner Kollegen, der als Bauleiter arbeitet, hat sich über Architekten beschwert: „Der Architekt ist eine klassische Berufsgruppe, die es nicht braucht“. Er argumentierte damit, dass Sie einem nur Steine in den Weg legen, sowieso keine Ahnung von Material und Technik hätten, und nur mit Ideen kämen, welche man ständig überarbeiten müsse. Schliesslich könne er auch ein Haus ohne Architekt bauen, der Architekt hingegen scheitere bestimmt daran, ein Haus wirklich zu bauen.

Ähnliche Gedanken habe ich mir auch ständig diese Woche gestellt, im Rahmen unseres Kunststoffmoduls. Wofür braucht es einen Designer denn überhaupt? Ein Lebensmitteltechnologe kann viel Besser einschätzen, wie der Inhalt am besten gelagert werden kann. Ein Materialwissenschaftler, weiss viel genauer, welchen Kunststoff man nehmen soll und ein Kunststofftechnologe weiss auch wie man eine Verpackung Ressourcen schonend herstellt. Wozu also einen Designer anheuern, der von allem nur Basiswissen verfügt?

Ich masse mir nicht an, die Frage abschliessend beantworten zu können, aber ich denke ich habe doch gute Argumente. Wir Designer sind analytisch hinterfragende Personen, die uneingeschränkter Denken dürfen als zum Beispiel die im oberen Abschnitt genannten Berufsgattungen. Die Freiheit, dass man nicht von Anfang an genau wissen muss wie dick die Wand eines Jogurtbechers ist, lässt einem mehr Freiheit in der Gestaltung. Die Ständige Adaption ist, warum es den Designer eben doch braucht. Und schliesslich ist es das Zusammenspiel zwischen den Disziplinen, die zu ausgewogenen Produkten führen.

 

Arbeitsentwurf

Nach langem hin und her habe ich nun ein Konzept für mein Essay.

Text 1

Als Ausgang nehme ich den Text „don’t do it yourself“ von Lisa Anne Auerbach, über den ich im letzten Blogeintrag geschrieben habe.

Text 2

Papanek „Was ist Design?“

Fragestellung

Meine Fragestellung wird in die Richtung gehen, ob die DIY Bewegung nach Papanek als gutes Design angesehen werden kann, und ob diese Bewegung für die Berufsgruppe der Designer, also uns, Fluch oder Segen sein kann. Ich möchte auch Vergleiche zu meinem Hobby als Bierbrauer ziehen um einen weiteren persönlichen Bezug zur DIY Bewegung herzustellen.

 

Mitte des Semesters dachte ich, ich schreibe mein Essay zum Thema Innovationsdruck im Design. Diese Idee habe ich nun wieder verworfen, da ich immer weiter daran herumstudiert habe, aber nicht weiter gekommen bin. Dieses Thema habe ich also ad acta gelegt, könnte es aber für weitere Texte, welche ich bestimmt schreiben sollte, wieder aufgreifen. Zum Beispiel für weitere Blogeinträge…

DIY ist des Teufels Saat

In der Montagsvorlesung von Paola De Martin werden oft Bücher bei uns Studierenden durchgereicht, welche zum Thema der Vorlesung passen. Normalerweise blättere ich diese Bücher kurz durch und gebe sie dann gleich weiter. Nicht so letzten Montag.

Ein kleines gelbes Heft mit der provokativen Aufschrift „Don’t Do It Yourself“ weckete meine Neugierde. Ich las einen witzigen, kreativen und provokativen Text von Lisa Anne Auerbach, in dem sie beschreibt, was alles schlecht an den DIY-Trend sei.

„Do it yourself bedeutete, sich einen Filzmarker zu greifen und mit Worten und Taten eine eigene Revolution anzuzetteln. Inzwischen bedeutet es, sich bei den Mega-Stores zu verschulden, mehr und mehr im Ausland hergestellte Materialien zu konsumieren, die Erde zu Vergewaltigen, die Wälder zu zerstören, Abfall zu produzieren und unser Leben mit stümperhaft montierten Toiletten, undichten Fliesenböden, schlecht sitzenden Pullovern, aufgeworfenen Dielen, krummen Wänden und hässlichen Mosaiken zu verhunzen“ (Auerbach, S. 7-8)

Solche Passagen findet man zuhauf im Text von Auerbach. Den DIY-Trend habe ich bis jetzt immer als spannend und unbedenklich erachtet. Ebenso hat auch das Museum für Gestaltung vor zwei Jahren dieser Bewegung eine Ausstellung gewidmet. Im Text von Auerbach werden aber fast ausschliesslich negative Aspekte dazu aufgezeigt. Vor allem eine Frage beschäftigt mich dazu, nämlich wie ich als zukünftiger Designer dazu stehen soll. Schliesslich habe ich mich auch für diesen Studiengang entschieden, gerade weil ich gerne für meine Wohnung neue Möbel und dinge selber entworfen und entwickelt habe. Andererseits will ich zukünftig ja, dass so viele Leute wie möglich meine Dienstleistung als Designer in Anspruch nehmen und nicht selber ein Produkt herstellen. Ein Profi kann beispielsweise bestimmt viel Ressourcen schonender einen Tisch herstellen, als Max Mustermann in seiner Garage mit seinen Hobby-Werkzeugen.

Wir leben in einer Gesellschaft, in der die Spezialisierung laufend fortschreitet. Menschen sind keine Alleskönner mehr. Vermutlich gibt es genau deshalb Bewegungen wie das DIY.

Natürliche Selektion und Innovationsdruck

In meinem letzten Post habe ich darüber geschrieben, dass mir Zeitdruck hilft ein Projekt effizienter anzupacken. Ich frage mich nun, ob man allgemein darauf schliessen kann, dass der sehr negativ konnotierte Begriff „Druck“ als wichtiger Treiber zu gesellschaftlichen sowie wissenschaftlichen Errungenschaften führte.

Im Biologiestudium fiel in einer Vorlesung zu Evolution immer wieder das Wort des Evolutionsdrucks. Diese Theorie beschreibt die Notwenigkeit der natürlichen Selektion durch Mutationen in der DNA. Wenn eine Spezies sich nicht weiterentwickelt, stirbt sie aus. Durch Genmutationen passiert bei allen Lebewesen eine Veränderung der bisherigen Erscheinung ihrer Spezies, sind diese Veränderungen gut, setzten sich diese Tiere gegen andere durch vermehren und breiten sich so aus. Sind aber diese Mutationen unvorteilhaft für das Überleben, sterben die Tiere bevor sie sich vermehren können.

So die kurze Lehrstunde in Biologie ist vorbei, was man aber mitnehmen kann ist er Gedanke des Evolutionsdrucks. Durch unsere Gesellschaft ist die natürliche Selektion für den Menschen ausgeschaltet. Was es aber trotzdem gibt ist der Druck zu Innovation. Die Technik, Wissenschaft etc. bleiben in ihrer Entwicklung nicht stehen, und schreiten stets voran. Vielleicht würde es also auch mit uns zu Grunde gehen, hätten wir keinen Druck neue Erkenntnisse zu machen, und die Menschheit stirbt eben doch durch mangelnde Anpassung an ihre Umwelt.

Druck: der grösste Motivator

Ausreden. Dutzende Ausreden fallen mir ein wieso ich bis heute erst einen Blogeintrag hochgeschalten habe. Dabei wäre es doch simpel einen Beitrag pro Woche zu schreiben. Hätte ich dies getan, könnte ich heute draussen das perfekte Frühlingswetter geniessen, stattdessen schreibe ich einen Text und erledige meine Steuererklärung, welche ich schon vor Wochen hätte erledigen sollen. Aber wieso geht es so vielen Menschen wie mir?

Ich habe für mich herausgefunden, dass ich mich weniger ablenken lasse, wenn ich einem grösseren Druck ausgesetzt bin. Ich bin viel produktiver wenn der Zeitdruck ins Spiel kommt. Schon im letzten Semester bei allen Projekten war dies so. In der Woche vor jeder Abgabe war ich so effizient wie während des ganzen Projekts nicht. Vielleicht liegt es daran, dass ich sehr bedacht alles doppelt und dreifach überdenke, bevor ich es umsetze. Dabei denke ich auch manchmal viel zu weit, und es würde einer Arbeit gut tun, wenn ich einfach gewisse Aspekte ausblende und ohne diese zu berücksichtigen weiterfahre. Kommt der Zeitdruck hinzu ist man manchmal dazu gezwungen, solche Abstriche zu machen und einfach weiter zu gehen.

Vielleicht sind diese Gedanke aber auch wieder nur Ausreden für meine mangelnde Disziplin. Was ich aber spannend finde ist, dass der Mensch unter Druck sehr viel leisten kann. Dies ist auch gerade in einem Bereich wie dem Industrial Design extrem relevant, und spannend um sich darin zu vertiefen.

Designtheorie: kurz und knackig

In der Theorie geht es meiner Meinung nach darum, dass so viel relevante Informationen, so verständlich wie möglich vermittelt werden. Die meisten Texte, die mir bleiben, sind solche, die ein Thema von einer neuen Perspektive zeigen. Oft sind dies Texte, die provozieren oder einem vor den Kopf stossen. Sie helfen mir meine Arbeit als Designer zu reflektieren, oder anders anzugehen.
Schlechte oder mühsame Theorietexte sind für mich solche, die unnötig in die länge gezogen werden. Solche Texte sind wie Gesprächspartner, die viel reden, aber nichts sagen. Zäh.