Basiswissen: Fluch oder Segen?

Vor ungefähr einer Woche bin ich mit Kollegen aus meiner Sekundarschulklasse nach langem wieder mal etwas trinken gegangen. Hier ist mir mal wieder aufgefallen, wie unterschiedlich sich unser Berufsweg entwickelt hat. Die einen arbeiten schon seit zehn Jahren auf dem gleichen Beruf, und ich habe mich vor allem schulisch weitergebildet mit Gymi, abgebrochenen Studiengängen, Propädeutikum, etc.

Einer meiner Kollegen, der als Bauleiter arbeitet, hat sich über Architekten beschwert: „Der Architekt ist eine klassische Berufsgruppe, die es nicht braucht“. Er argumentierte damit, dass Sie einem nur Steine in den Weg legen, sowieso keine Ahnung von Material und Technik hätten, und nur mit Ideen kämen, welche man ständig überarbeiten müsse. Schliesslich könne er auch ein Haus ohne Architekt bauen, der Architekt hingegen scheitere bestimmt daran, ein Haus wirklich zu bauen.

Ähnliche Gedanken habe ich mir auch ständig diese Woche gestellt, im Rahmen unseres Kunststoffmoduls. Wofür braucht es einen Designer denn überhaupt? Ein Lebensmitteltechnologe kann viel Besser einschätzen, wie der Inhalt am besten gelagert werden kann. Ein Materialwissenschaftler, weiss viel genauer, welchen Kunststoff man nehmen soll und ein Kunststofftechnologe weiss auch wie man eine Verpackung Ressourcen schonend herstellt. Wozu also einen Designer anheuern, der von allem nur Basiswissen verfügt?

Ich masse mir nicht an, die Frage abschliessend beantworten zu können, aber ich denke ich habe doch gute Argumente. Wir Designer sind analytisch hinterfragende Personen, die uneingeschränkter Denken dürfen als zum Beispiel die im oberen Abschnitt genannten Berufsgattungen. Die Freiheit, dass man nicht von Anfang an genau wissen muss wie dick die Wand eines Jogurtbechers ist, lässt einem mehr Freiheit in der Gestaltung. Die Ständige Adaption ist, warum es den Designer eben doch braucht. Und schliesslich ist es das Zusammenspiel zwischen den Disziplinen, die zu ausgewogenen Produkten führen.

 

Ein Gedanke zu „Basiswissen: Fluch oder Segen?“

  1. Spannende Beobachtungen – Danke! Im Gespräch mit deinen Schulkolleg*innen zeigen sich ganz typische Positionen: die Praktiker gegen die Theoretiker, die Berufsleute gegen die Akademiker, die Fachexperten gegen die Generalisten … Warum wir Menschen so gerne in Gegensätzen denken, immer wieder Gegensätze suchen und behaupten und uns häufig in Gegensätzen von anderen abgrenzen, verstehe ich immer wieder nicht … Schwarz gegen weiss scheint im Gehirn weniger Unruhe zu erzeugen als Vielfarbigkeit 🙂

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