Predigt

Spannende Stellen aus Lucius Burkhardt, Unterricht im Umgang mit unlösbaren Problemen, 1994:

»Am Anfang der Bearbeitung einer Aufgabe ist es schwer, das Ziel klar zu benennen. Infolgedessen sammelt die Analyse viel zu viele Daten, die nachher nicht gebraucht werden.«
Diese Situation kommt mir immer wieder bekannt vor, besonders in der Theorie. Jedoch bin ich der Meinung, dass es egal ist, welche Daten man sammelt, in irgendeiner Form bringen sie einen weiter.

»Die Ausführung folgt strikt dem Plan, und die Kontrolle, wenn alles fertig ist, kommt zu spät.«
Dies ist im Designprozess stets ein Problem. Bei langen Projekten holt einen beispielsweise oft die Technologie ein und stundenlange Recherchen müssen durch eine Erkenntnis verworfen werden. Was spannend daran ist, dass ein Produkt nie komplett „ausgeführt“ ist und die Planung endlos weitergetrieben werden kann. 

»Es ist dem Menschen nicht gegeben, das vollkommene Wissen zu erreichen.«
Altbekannt aber meiner Meinung viel zu sehr vernachlässigt. Der Druck in unserer Gesellschaft steigt immer mehr, unterlegen zu sein, wenn man etwas nicht weiss, da man über so viele Mittel verfügt, an Wissen zu gelangen.

Networking

Im Gespräch mit einem Doktoranden in Elektrotechnik und Informationstechnologie generieren sich vielen neue Fragen in meinem Kopf. Wieso sehen sich Ingenieure nie als Designer? Ihre Konzepte und Lösungen sind komplex und fordern Kreativität für Lösungsansätze. Ist dies dieselbe Kreativität, wie wir sie als Designer einsetzen? Für mich macht es keinen Unterschied, oder doch? In seinen Augen ist Design kein Thema in seinem Tätigkeitsbereich. Er erwähnt, dass sie jedoch konkrete Arbeiten auch als Design bezeichnen, wie zum Beispiel das Design einer Leiterplatte. Seine deutliche Aussage, dass er sich nie als Designer sieht, kommt so rüber, dass er auch kein Designer sein möchte. Er hätte keinen Sinn für Ästhetik und befasse sich lieber mit der Funktion eines Produkts. Tut das ein Designer denn nicht?

In seinem Fall ist speziell, dass er nicht an Projekten arbeitet, die mit dem Endnutzer zu tun haben, daher macht er sich auch wenig oder keine Gedanken um die Gestaltung eines Produkts. Als Ingenieur ist die Entwicklung eines Produktes oft ein extrem langer Prozess, bevor die einzelnen Komponenten weiterverwendet werden können. Wenn eine Zusammenarbeit von Design und Technik angestrebt werden möchte, ist in jedem Fall eine Idee die Voraussetzung. Von wem diese kommt, ist nicht entscheidend. Seiner Meinung nach ist es die Idee, die bestimmt, welche Personen an einer Arbeit beteiligt werden sollten. Und jede Idee ist anders, so dass es keine generelle Regelung gibt dafür, ab wenn er eine Zusammenarbeit von Designern und Ingenieuren sinnvoll findet.

Design als „Weltverbesserungsdisziplin“

„[Es gibt] mannigfaltige Versuche, nicht zuletzt an den Designschulen, Design als ‚Weltverbesserungsdisziplin‘ zu verstehen. Dies beruhigt zwar ungemein das Gewissen der Akteure, verändert aber an den technologischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, unter denen Design praktiziert wird, kaum etwas.“

Quelle: Bernhardt E. Bürdek, Design, Geschichte, Theorie und Praxis der Produktgestaltung, S.14, 2015

Ingenieure

Was mich verwirrt ist, wie wenige Ingenieure und Erfinder zu den Topdesignern zählen. Sieht man den Ingenieur und Erfinder als Gestalter, was er meiner Meinung nach ist, gäbe es eine lange Liste von Menschen die man in der Designgeschichte berücksichtigen müsste: z.B. Thomas Alva Edison 1847-1931 mit seiner glimmenden Glühbirne. Oder auch Mikhail Kalashnikov (1919-2013). Sicher sind sie mehr der Technik/Funktionalität als der Form ergeben aber wen juckt’s? Gestaltet haben sie definitiv die Form der Dinge die sie erdacht haben. Aber viellleicht taucht hier auch ein grundlegendes Problem meiner Aufgabe und unseres Departements auf: Wer darf sich „Designer“ schimpfen? Da die Antwort mit „jeder“ relativ ernüchternd ausfällt, durch die Unschützbarkeit des Titels, ist alles erlaubt. Zählt also nur die subjektive Meinung. Eine hervorragende Chance für einen Schlagabtausch. Was meint ihr? Designer und Ingenieure zwei verwandte Rassen oder eine Gattung?

Da ist der Hund begraben

Langsam ist mir schlecht. Ich hab‘ mir in den letzten 1:30 Stunden so viele verschiedene Bilder von Designern und ihren tollen Klassikern reingezogen, dass mir sogar das Typographiedesign zu viel ist. Aber ich hab‘ was bemerkt. Es scheint ungeschriebene Regeln zu geben, um in den Designolymp zu kommen (wenn du auch dahin willst Lauscher auf!):

01. Du bist ein Mann

02. Du fabrizierst extravagantes bis unbrauchbares Desgin

03. Dein Design findet man nur in Museen

04. Provokation ist dein liebstes Stilmittel

05. Dein Entwurf war der erste, nicht der schönste

06. Du hast einflussreiche Freunde

07. Falls du durch einen Stuhl bekannt geworden bist ist er maximal unequem und sieht auf den ersten Blick erschreckend unbequem aus

08. Die dinge die deinen Namen tragen, kosten mehr als sie wert sind.

*Ausnahmen bestätigen die Regel

Fühlt euch frei mich zu kritisieren und die Liste zu vervollständigen.

Frauen, wo seid ihr?

Gerade bin ich bei meiner Recherche auf Maria Berntstein gestossen. Was kennt ihr nicht? Ich bis jetzt auch nicht. Aber sie hat’s in „Das Buch der Designer, die wichtigsten Designer und ihre Klassiker“ (2011) geschafft. Ich tue mal etwas für eure Bildung und hänge zwei Bilder von ihren bekanntesten Produkten an. Faszienierend, eine Frau im Designolymp. Die Ausnahme bestätigt hier wohl die Regel. Es gibt da zwar noch eine paar andere und sicher die Zeiten ändern sich aber Industriedesign war lange Zeit eine patriarchalische Angelegenheit. Und um die Gelegenheit zur Provokation nicht auszulassen: Wie sieht weibliche Formsprache eigentlich aus?

http://www.schoener-wohnen.de/designer-lexikon/17762-dlxk-maria-berntsen#37954
Stand: 15.Mai 2017
http://www.schoener-wohnen.de/designer-lexikon/17762-dlxk-maria-berntsen#37954
Stand: 15. Mai 2017

Meine Perle

„Das Herumschieben von Münzen auf einem Brett ist ein Design-Akt im kleinsten Massstab, weil Design als problemlösende Tätigkeit per definitionem niemals die eine richtige Antwort liefern kann: es gibt immer eine unbegrenzte Zahl von Lösungen, einige „richtiger“, andere „falscher“. Die „Richtigkeit“ jeder Lösung hängt von dem Sinn ab, den wir der Anordnung geben.“ (Papanek 1972, S.19)

Wenn der rote Faden fehlt…

…fehlt vielleicht das Ziel: Die Erkenntnis zum aktuellen Stand meines Essays.

Ich habe beim Schreiben des Essays mein Ziel aus den Augen verloren. Deshalb wusste ich auch gar nicht mehr, wie ich weiterschreiben muss und was überhaupt wichtig ist. In meinem Essay geht es um mein Designbegriff Verständnis. Während ich mir heute Nachmittag die verschiedenen Lösungsstrategien von Franziska durch den Kopf gehen liess („Überleg dir, auf welche Aussage du hinaus willst. Vielleicht ist die Aussage ja, dass du den Begriff nicht definieren kannst. Oder dass es möglich ist, aber…“), wurde mir klar, dass ich unbedingt eine Begriffsdefinition haben WILL. Ich kann inzwischen sagen, dass ich weiss, dass es keine allgemein gültige Definition von Design gibt. Es ist aber mein Anspruch an dieses Modul, dass ich für mich selbst eine Definition finde. Einmal etwas Klarheit, bitte!

So machte es plötzlich auch wieder Sinn, über einige Zitate nachzudenken, die mir besonders im Gedächtnis geblieben waren. Zusammen mit anderen Eindrücken, die ich bereits festgehalten hatte, ergaben sie einen Sinn und ich konnte einen Entwurf meines vorläufigen Verständnisses formulieren. Die Betrachtung und Ergänzung der Flipchartes (die ich in unserem Büro an die Wände tapeziert habe, um die wilden Gedanken zum Thema Design endlich mal bündeln und ordnen zu können) half mir dabei. Dass man auf dem Foto meine Definition nicht wirklich gut lesen kann, ist nicht schlimm. Ihr könnt es ja dann in meinem Essay lesen ;-).

 

Von Sokrates bis…

Bürdeks Design: Geschichte, Theorie und Praxis der Produktgestaltung gibt so einigen Studenten zu schaffen. Aber da ich für die Timline das Thema Designtheorie abdecke, kam ich kaum drum rum. Und ich muss gestehen als ich letztens das Ding irgendwo aufschlug war ich zuerst ebenfalls überfordert. Dann eben an den Anfang um Inhaltsverzeichnis zu studieren, dachte ich mir. Ich fand einige Titel die auf Hilfe hoffen liessen. Und da dies bereits der zweite Eintrag zu diesem Buch ist, lässt sich erahnen, dass ich darin tatsächlich Hilfe fand.

Bürdek beginnt bei bei der Erläuterung zur Designtheoriesehr früh. Nämlich bei den Griechen. Die Abschnitte handeln von bekannten Theoretikern und fassen ihre laut Bürdek grössten Errungenschaften zusammen.

Griechische Philosophie (470 – 212 v Chr.)
Sokrates: erste Erkenntnistheoretiker,
Platon: erste Definitionsregel,
Aristoteles: Unterteilung der Philosophie in Logik, Physik, Ethik,
Archimedes: mechanische Lehrsätze

Da es lange keine neuen Ansätze gab, springt Bürdek zur Neuzeit.

Neuzeit (1564 -1895)

Galileo Galilei: Experimente als Methode, Induktion anstatt Deduktion
René Descartes: „Vater“ der Philosophie der Neuzeit; Ich denke,
also bin 
ich; Mathematik als Methode
Gottfried W. Leibnitz: Versuch für allgemeine Wissenschaft (scientia
generalis)
Immanuel Kant: Sinneserfahrung vs. Vernunftbegriff
Georg W. F. Hegel: Denken als Prozess
Friedrich Engels: Die Spirale von These – Antithese – Synthese

Ich habe schnell gemerkt, dass es sich hier nicht um die Designtheorie an sich sondern um die philosophische, methodische und methodologische Grundlage handelt, auf welcher die Designtheorie aufbaut. Aber spannend war es allemal.