Kommt Zeit, Kommt Rat

So. Die Zeit ist gekommen um sich für das Thema für den Essay festzulegen.

Wenn ich mich an die Lektionen, in welchen wir über das Bauhaus gesprochen haben, zurückerinnere, frage ich mich, was heutzutage notwendig wäre, um wie die weit bekannte Kunstschule und deren Produkte, eine solche Berühmtheit zu erlangen. Ich denke, ich würde gerne über ein Bauhaus der heutigen Zeit schreiben und vergleichen, welche Philosophie heutzutage verfolgt werden müsste, um so erfolgreich zu werden.

Ich werde mir in den nächsten Tagen zu dem möglichen Inhalt des Essays gedanken machen und nächste Woche über den Fortschritt berichten.

Papaneks einfaches Diagramm

Papaneks “Was ist Design? -Design und das Problem der Funktion“ hat sehr viel Kritik, persönliche Meinungen und einen Lösungsansatz. Er bahauptet dass Louis Sullivans Form follows function nicht stimme. “Aber wörtlich genommen sind alle diese Behauptungen von Horatio Cree- nough bis zum deutschen Bauhaus sinnlos. Die Überzeugung, daß das, was gut funktioniert, mit Notwendigkeit auch gut aussieht, war die lahme Entschuldigung für all die sterilen, klinikmässigen Möbel und Geräte der zwanziger und dreissiger Jahre.“ (Papanek,1972,Was ist Design?,S.19) Bei solch groben Anschuldigungen könnte man erwarten, es müsste jetzt eine Erklärung oder Begründung jeglicher Art kommen, um den Leser besser klar machen zu können, wie falsch Sullivans Ansatz und Beitrag für die Architektur und das Design eigentlich war. Stattdessen bringt er seine Lösung. “Barrikaden zwischen zwei Möglichkeiten, die in Wirklichkeit nur zwei von den zahlreichen Aspekten der Funktion sind! Ganz einfach: ästhetisches Aussehen ist ein wesentlichet Teil det Funktion. Ein einfaches Diagramm zeigt die dynamischen Beziehungen innerhalb der Funktion.“(Papanek,1972,Was ist Design?,S.20)

Seine Einfache Lösung für das Problem der Funktion ist ein „einfaches“ Diagramm. Dort werden  Begriffe wie Nutzen, Methode Ästhetik etc. aufgegriffen, welche in seinem Fall schön durch ein geometrisches Muster visualisiert ist. Doch ist es wirklich das, was er verspricht was es kann? Der Test in der Klasse hat gezeigt, dass seine Theorie nicht, oder nur selten anwendbar ist und das immer mit einem viel zu grossen Raum für Interpretation. Ergebnis am Schluss ist, dass man kein Ergebnis hat und nicht viel mehr weiss wie vorher.

Über die Themenfindung als Blogeintrag

In der letzten Stunde wurde kurz das das Thema der Themenfindung angesprochen. Diskutiert wurde, ob uns ein Thema für das Essay zugeteilt werden soll, oder ob wir durch einen eigenen Effort selber zu einem Thema finden, welcher uns inspiriert diesen Essay zu schreiben. Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich momentan nicht allzu motiviert bin diesen Essay zu schreiben. Die Idee, dass der Student sein Thema durch das regelmässige Schreiben auf dem Blog finden soll, kann funktionieren, aber nicht für alle. Mir scheint es unnatürlich und ineffizient, dass das Schrieben in Form eines Monologes über ein Thema das mich interessiert dazu führt, dass ich am Ende weiss über was ich schreiben werde. Unnatürlich, weil ein Blog für mich primär dazu da ist, dass man anderen Leuten seine Interessen und Gedanken aufzeigen kann. Nun wird dieses Werkzeug nur  noch zur Themenfindung verwendet und verliert seine Funktion des freien Schreibens. Wir sind halbfrei. Einerseits soll man mit dem Hintergedanken schreiben, dass am Schluss ein Thema gefunden ist, andererseits wird der Prozess der Themenfindung auf eine Zeitspanne von 12 Sitzungen ausgedehnt, welcher für Leute, die schon am ersten Tag wussten, über was sie schreiben wollen, unnötig in die länge gezogen wird. Ineffizient, weil es genug Themen gibt die interessant sind und man darüber schreiben könnte.

Design sieht mehr als eine Fliege

Im Mittelpunkt stehen die Wechselwirkungen zwischen Designpraxis und Designtheorie, der Übergang von der funktionalen Betrachtung der Produkte hin zu den produktsprachlichen bzw. produktsemantischen Funktionen, oder anders gesagt: „From Function to Meaning“.

– Bernhard Bürdek, Persönl. Website

Dieses Zitat hat sehr viele verschiedene Aussagen, vielleicht spricht es mich auch deshalb an. Gutes Design entsteht nur im richtigen Gleichgewicht von Praxis und Theorie bzw. wie im Zitat, der Übergang dessen.

Bei Bürdek ist dieser Übergang aber nicht genau so wie ich ihn mir vorstelle. Mir scheint dass sein Lebenslauf etliche Leitungen, Gründungen und Dozeduren aufzeigt. Den Übergang hat er mit dem schreiben von Büchern, wo er seine wahrscheinlich sehr weit gestreuten Eindrücke der „Praxis“ reflektieren kann. Ich finde deshalb, dass in seinem Falle das Gleichgewicht bzw. der Übergang sehr kompatibel ist.

Design hat so viele Facetten, und zwar in alle Richtungen.

„Theorie ohne Praxis ist leer, Praxis ohne Theorie ist blind“
nach Immanuel Kant (1787)

Ein anderes Zitat auf Bürdeks Website unterstreicht diese Haltung nochmal. Ich finde das Spannend, Kant hatte diese Haltung bereits vor mehr als 200 Jahren, er war ja auch eher ein Denker bzw. Philosoph. Unter Praxis verstehe ich aber Handwerk, im Design wird ja Gestaltet, also Materielle Praxis. Wie gesagt gibt aber sehr viele Faccetten, die Leitung  von Projekten gehört schliesslich auch zum grossen und ganzen, und kann auch als Praxis angesehen werden.

Was soll denn Design?

Studierende, Dezente wie auch freischaffende Designer ausserhalb des Mikrokosmos namens ZHdK, sprechen oft von der wichtigen und grundlegenden Fähigkeit des Verstehens übergeordneter Zusammenhängen. Verbindungen oder Gemeinsamkeiten verschiedener Themen und Bereiche, welche zu einer neuen Überlegung, Beobachtung und schlussendlich einem neuen Produkt führt. Dabei ist nicht das fünfzehnte Model einer Kaffeemaschine gemeint. Auch nicht der noch intelligenter, digitale Lebensassistent, welche unsere Gesellschaft auf ein neues Level der paradoxen, sozialen Vereinsamung hebt. Vielmehr verstehe ich darunter übergeordnete, sehr abstrakte und einflussreiche Verflechtungen zwischen individuellem Bedürfnissen, gesellschaftlichen Problemen und soziokulturellen, globalen Entwicklungen.

Gut durchdachte Produkte, welche Funktionalität und Ästhetik in Einklang bringen, schätze ich sehr. Auch ihre vielleicht sehr technischen Produktionsprozesse und die dazu notwenigen Maschinen und Werkzeuge faszinieren mich und noch interessanter empfinge ich die Vorstellungen, wohin diese einzelnen Bereiche und Produkte uns wohl hinbringen werden. Gesamtheitlich betrachtet erachte ich es jedoch als wichtigster Punkt, weshalb wir uns mit einer Materie beschäftigen und welches Potenzial sie uns als Gesellschaft ermöglichte bzw. bringen könnten? Diese Betrachtungsweise führt gezwungenermassen zu Fragen wie: Welche Optionen besitzen Designer und welche Verantwortung tragen sie? Welche Diskurse werden um die Erweiterung des Designbegriffs geführt und wie sieht die Zukunft des Designs aus? Diese Fragen, werden im Buch Social Design – Gestalten für die Transformation der Gesellschaft von Claudia Ganz ergründet. Für mich ein Interessenfeld, das grundlegender für Design nicht sein könnte.

Wie oder was?

„Die Richtigkeit jeder Lösung hängt vom Sinn ab, den wir der Anordnung geben.“

„Die Mitglieder einer zivilisierten Gesellschaft sind abhängig von der Geschicklichkeit, der Intelligenz und dem Einfallsreichtum der Experten, Aber wie gut ausgebildeter diese auch sein mögen, wenn sie kein Bewusstsein ihrer Ethischen, intellektuellen und künstlerischen Verantwortlichkeit entwickeln, werden die Sittlichkeit und die intelligente, „schöne“ elegante Qualität des Lebens immer mehr unter dem heutigen System der Massenproduktion und des Privatkapitals leiden.“

„TELESIS: Die überlegte, zweckvolle Nutzbarmachung der natürlichen und gesellschaftlichen Prozesse, um bestimmte Ziele zu erreichen. (American College Dictionary, 1961)“

Zitate aus dem Text Was ist Design -Papanek (1972)

Wie oder was definiert den Sinn, von welchem die Richtigkeit abhängt? Wie oder was definiert die Ziele, die die Telesis als solches versucht zu erreichen?

Die Frage nach dem Ziel

In der Auseinandersetzung mit den Fragen „Was ist Design?“ und „Was ist ein Designer?“ stösst man auf allerhand verschiedene Ansätze (siehe vorheriger Blogeintrag). Um diese Ansätze einmal für mich neu zu ordnen, zeichnete ich ein Mindmap:

Skizze von Isabell Neumann, Zürich, 8. März 2017, Blau = Theorie/Quellen, Gelb = Rolle, Orange = Motivation/Ziel

Vielleicht lassen sich Designer besser einteilen, wenn man nach den Ambitionen und Zielen fragt (auf dem Mindmap orange markiert), anstatt nach dem „was“? Vielleicht kann man damit seine eigene Zukunftsvision besser beschreiben?

In wie weit können wir in Zukunft die Ziele und den Zweck unserer Designs selbst bestimmen? Vielleicht möchten wir sie gar nicht selbst bestimmen, sondern sind froh, wenn uns die Ziele als Teil einer Design-Aufgabe klar vorgegeben werden?

Wie stark sind Designer ganz einfach vom Marketing und damit im weitesten Sinne vom Kapitalismus abhängig?

Sind wir nach dem Studium arbeitslos?

In letzter Zeit ist mir aufgefallen, dass einige unter uns ausgesprochen desillusioniert sind bezüglich unseres Studiums. Viele sehen für sich keine Zukunft als IndustriedesignerIn, unter anderem da die Anzahl der Arbeitsplätze in der Schweiz sehr beschränkt ist für diese Sparte. Von unseren DozentInnen wurde diesbezüglich bisher auch nicht wirklich Optimismus verbreitet, sie zeigen uns keine alternativen Wege für das Leben nach dem Studium. Doch wenn man Industriedesign studiert heisst das nicht zwangsläufig, dass man auch IndustriedesignerIn werden muss. Während meines Berufsalltags habe ich schon eine Vielzahl von Elektroingenieuren kennengelernt, die eben NICHT als Elektroingenieur tätig waren, sondern als Manager, System Engineer, Verkäufer von Elektrokomponenten, Test Engineer, CEO, Patentingenieur und vieles mehr. Das gleiche gilt für Industrial Design. Es gibt eine Vielzahl von Berufen, die optimal für die Fähigkeiten, die wir hier erlernen, passend sind. Hier wären einige Beispiele angeführt:

Technische/r RedaktorIn:
Wer sehr gute Sprachkenntnisse in Englisch und Deutsch vorweisen kann, hat sehr gute Chancen nach dem Studium in diesen Beruf einzusteigen. Warum? Es ist eine gesuchte Fähigkeit neben Text auch die passenden technischen Illustrationen zu entwerfen wie etwa Explosionszeichnungen. Wir sehen die Produkte aus der Sicht des Users und schreiben daher mit hoher Wahrscheinlichkeit bessere Manuals als die EntwicklerInnen selbst.

Im Bereich Konstruktion:
Vor kurzem habe ich eine Stellenausschreibung gesehen, in der ein Konstrukteur ODER ein Industriedesigner (m/w) gesucht war. Unsere 3D CAD Skills sind nach dem Studium so gut, dass man auch gute Chancen in diesem Berufsfeld hat. Eine Firma kann durchaus Interesse an einer Person haben, welche konstruieren und professionell designen kann, vor allem wenn sich ein/e 100% Inhouse DesignerIn nicht für sie lohnt, da sie zu wenig neue Projekte haben.

ManagerIn oder ProjektleiterIn:
Die Fähigkeit Ideen der MitarbeiterInnen oder KundInnen innert kürzester Zeit auf Papier zu bringen ist ein sehr guter Skill für diese Tätigkeiten. Eventuell ist eine Weiterbildung im Bereich Management notwendig, aber dafür gibt es schliesslich MBAs.

Selbstständigkeit/CEO/Start Up Co-Founder:
Wenn es keine Arbeitsplätze für IndustriedesignerInnen gibt, dann kann man sie immer noch selbst kreieren. Der Weg der Selbstständigkeit ist für jede/n von uns offen. Man könnte sich auch einer Start Up Unternehmensgründung anschliessen oder gar selbst initiieren. Auch hier sind unsere Fähigkeiten definitiv gefragt.

Des Weiteren kann man auch als IllustratorIn, GrafikerIn, 3D Visualizer, DozentIn, UI DesignerIn oder in einen anderen Design Beruf tätig sein. Als Designer zählen schlussendlich nicht die Noten oder der Abschluss an Hochschule XY, sondern das Portfolio. Daher ist auch der Quereinstieg in andere Designbereiche durchaus denkbar, man muss lediglich die notwendigen Skills im Portfolio unter Beweis stellen.

Wir studieren Design (mit der Vertiefung Industrial Design). Wenn man uns das an der ZHdK auch entsprechend vermitteln würde, dann wären viele Existenzängste wohl gar nicht erst aufgekommen. Ich überlege eine Kritik über das Industrial Design Department an der ZHdK zu schreiben, da ich den Unmut von vielen meiner StudienkollegInnen wahrgenommen habe und diesen gerne schriftlich festhalten würde. Die Unzufriedenheit ist sehr breit gefächert und betrifft unter anderem das Feedback/die Bewertung, den Mangel an Nachhaltigkeit, mangelndes Vertrauen in die Wirtschaftlichkeit des Studiengangs und vieles mehr. Es geht darum Antworten für Fragen zu finden:
Was sollte im Industrial Design Department gelehrt werden?
Wie sieht das „perfekte“ Industrial Design Studium aus?
Welche Schritte sind notwendig um den Studiengang zu optimieren?

Noch mehr Bauhaus

In zwei Jahren feiert das Bauhaus sein 100-Jahr-Jubiläum. Schon jetzt finden Ausstellungen und Veranstaltungen statt, mehr werden kommen, und auch im grossen Netz ist die Institution präsent, zum Beispiel mit Posts zum Internationalen Frauentag:

(Quelle: Screenshot Facebook-Account von Bauhaus-Movement)

Unter dem Titel „Digital Bauhaus Summit“ findet in Weimar seit ein paar Jahren eine Konferenz „for the Creative Economy“ statt. Und dann gibt es natürlich auch noch den gleichnamigen Baumarkt.

Wo und wie das Erbe des Bauhauses heute gegenwärtig ist, wer sich darauf bezieht und mit welchen Absichten, was das für den Designbegriff heisst usw. usf., gäbe Stoff für mehrere Essays 🙂