Vilém Flusser (1920-1991)

Vilém Flusser ist für mich definitiv einer der besten Autoren für DesignerInnen. Er verfasste Texte, welche für uns Industrial Designer durchaus das Potenzial besitzen Standardwerke zu sein/werden.

Bei der Rede „Vom Wort Design“ beeindruckte er mich mit seiner Schlussfolgerung, dass Kunst und Technik etymologisch die gleiche Herkunft haben und der Begriff Design später die Brücke zwischen den beiden gespaltenen Disziplinen bildete. Besonders interessant war seine These, dass Mensch-sein ein Design gegen die Natur darstellt. Wir haben diesen Text zwar am Anfang des Studiums gelesen, vergessen habe ich ihn auch ein Jahr später nicht.

Multitasking funktioniert bei mir nicht

Wenn ich eines gelernt habe gegen Ende des Semesters, so ist es die Tatsache, dass ich nicht an einem Designprojekt arbeiten kann UND parallel dazu einen Essay verfassen. Meine Gedanken sind während eines Entwurfsprozesses nur auf diesen fokussiert – der Versuch mich auf etwas Anderes zu konzentrieren scheiterte jedes mal. Aufgrund dessen bin ich froh über den neuen Abgabetermin für den Text, da ich meine Aufmerksamkeit nun ungeteilt dem Schreiben widmen kann. Wäre der vorige Abgabetermin gültig geblieben, so hätte ich wohl einfach meine Notizen von der Recherche genommen und irgendwelche stümperhaften Sätze dazu formuliert. Nun habe ich doch noch die Gelegenheit etwas Brauchbares niederzuschreiben.

Von der Uni zur Hochschule

Ich glaube viele Leute denken es ist ein Abstieg von der Uni an die „Kunsti“ wie sie es dann nennen. Wenn mich Leute fragen wo ich denn studiere und ich darauf antworte: „a dä ZHdK“ kommen nicht selten Kommentare wie „ah, du bisch dämfall eine vo däne Künschtler?!“ oder „fädiensch da überhaupt Gäld?“. Ich denke allein der Stellenwert von einer Kunsthochschule ist nicht der selbe wie der einer Universität.

Tatsächlich sind, obwohl es eigentlich nach einem nicht so grossen Unterschied klingen mag, die Universität Zürich und die ZHdK doch sehr verschieden. Wenn ich diese beiden Institutionen, welche ich erlebe, oder erlebt habe, vergleichen müsste, könnte ich vermutlich ganze Bücher schreiben. Die essentielle Aufgabe, für beide Institutionen lautet jedoch gleich: Es soll Menschen auf Ihrem Berufsweg und die Wissenschaften mit neuen Errungenschaften weiter bringen.

In meinem letzten Beitrag habe ich geschrieben, dass ich das Gefühl habe, nur an der Oberfläche von Themen zu kratzen, und nicht tief in die Materie einzutauchen. Und daraus schliesse ich, dass ich nach meinem Bachelor noch gar nicht berufstauglich bin. Wenn ich es aber mit meiner Freundin vergleiche, welche Geografie an der Universität abgeschlossen und danach ein Praktikum absolviert hat, in welchem sie sich erst nach neun Monaten langsam befähigt sah sich bei richtigen Projekten zu beteiligen, ist der Unterschied von Uni und Hochschule doch nicht so extrem wie gedacht.

Zwischenfazit

Mit der Abgabe des Kunststoffprojektes endete unser erstes Jahr an der ZHdK, zumindest auf dem Papier, denn das Essay schreibt sich schliesslich nicht selbst. Es ist also Zeit für mich eine Zwischenbilanz zu ziehen. Ich habe mir das vorgenommen, weil ich mit einigen der diesjährigen Abschlussklasse darüber gesprochen habe, ob sie sich wieder für diesen Studiengang entscheiden würden, und was sie gerne gelernt hätten, es aber nicht gemacht haben.

Diese Fragen stelle ich mir nun, so dass ich hoffentlich Einfluss nehmen kann, bevor das Studium schon zu Ende ist. Dafür analysiere ich zuerst wie mein erstes Jahr hier war.

Ich habe einerseits viel über Design gelernt, andererseits habe ich irgendwie immer das Gefühl, dass wir mit dem Stoff und den Projekten nur an der Oberfläche kratzen, und nicht so tief in die Materie gehen wie ich mir dies vorgestellt habe. Vielleicht ist dies auch noch ein bisschen viel verlangt für das erste Jahr. Ich denke ich habe relativ viel Zeit investiert, um die Projekte meinen hohen Ansprüchen gerecht abzuschliessen. Dabei sehe ich aber noch nicht wirklich in welche Richtung mich dies nach dem Bachelor bringt.

Was will ich aus dem Rest meines Studiums mitnehmen?

Vor allem will ich bei Projekten mitarbeiten, bei denen Leute von verschieden Fächern dabei sind. Ich denke dabei beispielsweise an die Zusammenarbeit mit der ETH. Die Arbeit in Gruppen wird in der Arbeitswelt des Industrialdesigners sehr wichtig sein, und viel relevanter für mich, wie alleine an einem Haushaltsgegenstand herum zu tüfteln.

Ich will viel lesen. Wir haben hier an der ZHdK ein gewaltiges Angebot, uns selbstständig einen Überblick zu verschaffen, oder auf ganz spezifische Themen einzugehen.

Ich möchte mehr eigene Projekte nebenbei führen. Ebenfalls weil wir hier unglaubliche viele Möglichkeiten in den Werkstätten haben.

Was ich vorallem gemerkt habe ist, wie wichtig in meiner Zukunft Eigeninitiative sein wird, und das ist nicht gerade eine Stärke von mir. Bis jetzt zumindest. Ein wichtiges Ziel im Studium von mir ist es also mehr Initiative zu ergreifen. Wie werden sehen wohin mich das bringt.

 

Vom Konkreten bis zur Metaebene

Während der Auseinandersetzung mit Papaneks Funktionskomplex bzw. den Feldern Methode und Telesis merke ich immer mehr, wie und weshalb sich diese beiden so stark beeinflussen. Betrachtet man eine Sache im Konkreten, können zwar Beobachtungen definierter erläutert werden. Möchte man dies jedoch mit den Zusammenhängen auf einer Metaebene vergleichen stellt dies eine grosse Herausforderung dar. Dieses komplexe Geflecht von verschiedenen Wirkungen, Handhabungen und Argumenten in einer allgemeingeltenden Formulierung zu beschreiben muss (für mich logischerweise) mit philosophischen Ansätzen erfolgen, da erst durch diese Fragen gestellt werden, welche zu den gesuchten Antworten führen. Wieso Kunststoff sich als Material für eine Flasche eignet, lässt sich mit einer objektiven Auseinandersetzung im Sinne der fertigungstechnischen, ökologischen und methoden-orientierte Designansätzen relativ einfach begründen. Ob nun jedoch die Verwendung dieses Materials in einer überlegten, zweckvollen Nutzbarmachung der natürlichen und gesellschaftlichen Prozesse steht und damit bestimmte Ziele erreicht werden, stufe ich als Frage der Meta-Ebene ein. Dabei sollten jedoch auch allgemeine sozioökonomische Hinterfragungen erfolgen. Erst dadurch werden Zusammenhänge klarer und Antworten zum Konkreten logischer. Ein gutes Beispiel ist das Plastic Garbage Project bzw. die Serie von Chris Jordan – Midway: Message from the Gyre, bei welchem die Auswirkungen der Meta-Ebene auf das Konkrete klarer nicht sein könnten.

Chris Jordan, Midway: Message from the Gyre, Serie seit 2009 http://www.plasticgarbageproject.org/de/ausstellung/rundgang/auswirkungen-tierwelt/

 

 

Rückblick

Ich schreibe gerne. Früher führte ich ein Tagebuch und eigentlich liegt auch jetzt noch eines irgendwo in meinem Zimmer. Leider unbenutzt.  Leider, denn ich weiss, dass mir Schreiben hilft das Chaos meiner Gedanken zu ordnen. Seien es Gedanken zu Privatem oder zum Studium.

Der Blog wäre ein ideales Instrument gewesen und im Nachhinein muss ich mir eingestehen, habe ich es zu wenig genutzt. Von den Einträge die ich in letzter Minute noch hochgeladen habe, habe ich bei einigen bereits vor einiger Zeit begonnen zu schreiben. Ich habe jeweils versucht meine Gedanken zur Timeline-Aufgabe aber auch sonst zu einem Thema, das mich gerade beschäftigt niederzuschreiben und zu strukturieren. Ja, oft war mir danach tatsächlich einiges klarer und ich war zufrieden, dass ich wiedermal einen Überblick über all meine Ideen, Zweifel und Ziele hatte. Publizieren wollte ich die Text aber doch noch nicht. Zu kurz, zu plump, fehlende rhetorische Mittel… Ich fand immer einen Grund.

Doch nun am Ende des Semesters müssen die Texte wohl oder übel veröffentlicht werden. Und wenn ich sie jetzt nach einer Weile wieder lese, erscheinen sie mir fast authentischer als jene zu Beginn. Ja sie sind weniger überarbeitet und näher an meinen Gedanken. Schade habe ich dies erst so spät bemerkt, aber besser als nie.
Ich werde diese Erkenntnis gerne mitnehmen in meine weiteren Studienjahre, bei denen hoffentlich auch ohne Blog das Schreiben nicht links liegen bliebt.

Timeline, Timeline (noch nicht) an der Wand, wann sieht dich das VID-Land?

Das war ja wohl ein interessantes Projekt. Es war die erste Gruppenarbeit im Studium und das erst noch neben dem regulären Unterricht. Ein grossen Unterfangen, das war von Anfang an klar. Glücklicherweise war neben dem, dass wir grundsätzlich eine ähnliche Vorstellung vom Endprodukt hatten, bei jedem ein hohes Mass an Initiative und Kompromissbereitschaft vorhanden.

Bei der Recherche brauchte wohl jeder ein wenig Zeit bis man in die Gänge kam. So wurde bei Sitzungen nicht nur über „Was sind die nächsten Schritte?“ gesprochen sondern auch ein wenig in Selbstmitleid gebadet, wie viel diese Sucherei zu tun gibt. Und wie wir es wohl schaffen bei all den Bildern kein Durcheinander mit den Quellenangaben zu erhalten. Viel öfter (und das habe ich sehr genossen) wurde aber geträumt, wie absolut perfekt der Zeitstrahl am Ende aussehen wird. Was wir alles tun können, mit den unendlichen, digitalen Möglichkeiten und viel Handarbeit in der Werkstatt. Ja, wir haben uns bestimmt genügend Gedanken gemacht und grosse Mühe gegeben, um eine Timeline zu kreieren die nicht nur detailliert Infos liefert, sondern auch übersichtlich gestaltet ist und für alle jetzigen und zukünftigen VID-Studenten als Hilfe im Design-Jungle dient.

Deshalb freuten wir uns darauf die Einzelteile zu einem Ganzen zusammenzufügen und der Klasse präsentieren zu können. Dass wir dabei unterbrochen wurden, weil das Atelier über die Sommerferien gereinigt wird, war aber dann doch nicht so ein harter Schlag. Da unsere Treffen regelmässig verschoben wurden und alle von uns auch sonst viel los haben, ist einen Termin planen fast die grösste Herausforderung. Somit kommt etwas Pufferzeit beim Aufbau über die Semesterferien sehr gelegen. Wenn wir uns da nur nicht drauf ausruhen…

Bücher im Bezug zum Studium

Bei der Recherche für die Literatur die auf dem Zeitstrahl sein soll, überlegte ich mir stets, was auf den Steckbrief für das Buch gehört. Und während ich einige Bücher wieder von der Liste strich und dafür andere draufschrieb, die evtl. irgendwann wieder gestrichen werden, fragte ich mich, nach welchem Muster ich das eigentlich entscheide. Es schien mir immer überlegt zu sein. Aber was für Überlegungen waren es denn, die mich dazu bewogen zu sagen: „Dieses Buch hat einen Platz verdient.“?

Nun der erste Punkt, kam mir ziemlich schnell in den Sinn. Der Zeitstrahl soll anderen Studenten helfen im Studium einen Überblickt über Grundlagewissen zu erhalten. Also gehörten klassische Designbücher dazu.

An den zweiten Punkt musste ich mich erst herantasten. Ich wollte nicht nur Bücher die auf der Referenzliteratur stehen oder uns von Dozenten empholen wurden. Ich wollte auch Bücher die für die Studenten einen Bezug zu ihrem eigenen Studium haben und nicht nur zum Studiengang an sich. Deshalb durchstöberte ich die Mind-Map die wir anfangs Semester über bereits gelesene Lektüre abgeben mussten.

Ich war erstaunt und vor allem dankbar was ich alles an neuen Inputs fand. Als nächster Schritt heisst das nun Infos zu Werken finden, die (zumindest mir manchmal) weniger bekannt sind.

Produktgrafik und offene Augen

Eigentlich hatten wir das Thema Produktgrafik im Formrepertoire-Modul behandelt. Als wir jedoch  im Modul Produkte aus Kunststoff das KATZ (Kunststoff Ausbildungs- und Technologie Zentrum) besuchten, fiel mir auch hier wieder die Produktgrafik auf. Nicht bei dem entstehenden Produkt sondern bei der Spritzgussmaschine.

Bei der Überlegung, weshalb ich dieses Bedienungsboard gut gestaltet finde, bemerkte ich, dass mir immer wieder Dinge im Alltag auffallen auf die ich mich früher nicht geachtet habe. Im Vergleich mit vielen meiner Kollegen und Kolleginnen ging ich schon früher immer mit offenen Augen durchs Leben. Ich freue mich aber, dass sie nun noch offner sind.

Mythen der Emmi-Technosphäre

Die Plastifizierung der Welt Quelle: http://www.faz.net/aktuell/wissen/erde-klima/die-technosphaere-der-erde-14560715.html#aufmacherBildJumpTarget ©ZALASIEWICZ (Abgerufen: 24.5.17)

Dienstag, 23.5.17:

Vormittag: Eigenständiges Arbeiten am Kunststoffmodul. Jogurtbecher von Emmi schwirren in den Köpfen.

Nachmittag:  „Plastik“ aus Roland Barthes Mythen des Alltags wird in der Schreibwerkstatt gelesen:
„Die Hierarchie der Substanzen ist zerstört, eine einzige ersetzt sie alle: die ganze Welt kann plastifiziert werden, …“

Abend: Janek und Karin vom Haus der Kulturen der Welt (HKW) erzählen über die Technosphäre. D.h. über die Idee, dass der Mensch den gesamten Planeten mit technischen Artefakten (Gebäude, Objekte, Energieversorgung, Kommunikationsmittel, etc.) überzieht.

Laut dem HKW beträgt das Gewicht der Technosphäre 30 Billionen Tonnen – hunderttausendmal so viel wie das Gewicht aller sieben Milliarden Menschen zusammen. Kein Wunder wenn lange alle so begeistert waren von Kunststoff wie Barthes es 1957  in Plastik.

Doch heute hat sich das Blatt gewendet. Die Probleme von Kunststoff überschatten mehr und mehr die Vorteile. So grandios Barthes die Möglichkeiten von Kunststoff beschreibt so unglaublich schädlich ist der riesige Berg an Kunststoffabfall. Und unsere Klasse ist mittendrin an einem Projekt, dass sich um Einwegbechern aus Kunststoff dreht.

Barthes Plastifizierung der Welt wurde Realität indem sich heutzutage in allen Meeren Mikroplastik befindet.

Werden wir das Emmi-Projekt trotzdem beenden? Ja, aber bestimmt mit gemischten Gefühlen.