From a report about the workshop in Zürich and Bülach by Judit Villiger:

Die zwei Wochen ermöglichten Einblicke in kunstpädagogische Situationen auf der Sekundarstufe II in verschiedenen Institutionen. Durch die Zusammenarbeit mit den Fachschaften Bildnerisches Gestalten an den Kantonsschulen Zürich Nord (Oerlikon) und Zürich Unterland (Bülach) konnten die Teilnehmenden hospitieren und bekamen damit Einblicke in Doppellektionen, wie auch Einblicke in Aufgabenreihen über längere Zeiträume. Ein Besuch mit Führung an der Atelierschule Zürich und zwei museumspädagogische Führungen im Museum Rietberg und im Kunsthaus Zürich zeigten weitere Aspekte kunstpädagogischer Lehr-/Lernsituationen auf.

Im Austausch und der Reflexion in gemischten Gruppen, zusammengesetzt aus Teilnehmenden aus Abchasien/Georgien und der Schweiz, aus Dozierenden und Studierenden (ZHdK: Bachelor- und Master-Studiengang), sowie je einer Übersetzerin, wagten wir den Versuch, eigene Unterrichtseinheiten für die Stufe zu entwickeln, in welchen methodische Anteile aus beiden Systemen integriert werden sollten. Gemeinsame Runden im Plenum bei der abendlichen Zusammenkunft im Büro von artasfoundation (Leitung Dagmar Reichert) unterstützten den Austausch, der bei unserem Besuch diesen April in Suchum/i begonnen hatte. Wir versuchten damit weiter, Differenzen in kunstpädagogischen Vorannahmen auf den Grund zu gehen. So war es bereits bei unserm Besuch in Suchum/i den Studierenden der ZHdK eher ein Anliegen, Prozesse in Gruppen auszulösen, während die Kooperationspartner/innen den Lernerfolg in gelungenen, abgeschlossenen Einzelarbeiten der Schüler/Innen sahen.

Schon unsere unterschiedliche Herangehensweise an die Unterrichtsplanung legte Unterschiede zutage, welche namentlich implizite Lehr/Lern-Vorstellungen betrafen. Neben der sprachlichen Herausforderung – alles musste ins Russische und von da für uns wieder ins Englische übersetzt werden – stellten wir fest, wie wenig wir noch immer von den gegenseitigen ‘Lehrplänen’ wussten. Wir stellten fest, wieviel mitgemeintes Wissen ‘zwischen den Zeilen’ erst ausformuliert, nachvollzogen und in die je andere Kultur übersetzt werden muss, um uns eine gemeinsame Ausgangslage zu erschaffen. Die CH-Studierenden begriffen beispielsweise, dass die thematische Ideensuche, die ihnen als selbstverständliche Ausgangslage zum Vorbereiten erschien, alles andere als gegeben ist, wenn von Seiten der Kooperationspartner/innen Portraitzeichnen im akademischen Stil initiiert wird, wie es bei ihnen auf dem Plan steht. Wir fragten uns je länger je drängender, was wir voneinander wissen und lernen müssen, um überhaupt erst die Grundlagen zu legen, die es erlauben, in den Austausch kommen zu können.

Schliesslich unterrichteten alle Gruppen je 6 Doppellektionen Bildnerisches Gestalten an der Kantonschule Zürich Unterland in Anwesenheit der BG-Lehrpersonen, mit welchen die Unterrichtseinheiten im Anschluss reflektiert wurden. Die Gespräche indes sind noch lange nicht zu Ende, und auch der Austausch zwischen Suchum/i und Zürich scheint damit erst richtig begonnen zu haben: Die Studierenden und Dozierenden wünschen sich für eine nächste Phase, sich als Gruppen je gegenseitig zu unterrichten, um die System-Unterschiede, die Methoden-Ansätze, die Auffassungen möglicher Kunstbegriffe und das, was da alles ‘dahintersteckt’, möglicherweise noch besser und ‘am eigenen Leib’ erst zu erfahren. Wir haben immerhin gelernt, dass wir noch viel mehr voneinander wissen und voneinander lernen müssen, damit wir als disparate Gruppen erst handlungsfähig werden.